Sie sind auf der Suche nach einem neuen Job? Oder können Ihrem Dasein als Bartender gerade nichts mehr abgewinnen? Hier erfahren Sie warum Bartender sein, das Richtige für Sie ist oder immer noch sein sollte. Nein, natürlich gelten nicht alle 10 Punkte für jeden. Ein Punkt kann schon reichen. Und klar, hier wird mit Stereotypen gearbeitet. Beschweren Sie sich bezüglich mangelnder Differenzierung gerne mittels der Kommentarfunktion. Dann finden wir auch noch raus, warum sie trotz Hang zum Besserwissen auch als Bartender brillant sein können.
1.) Man ist Ritter
Wenn er sich entsprechen verhält, ist der Kunde hier noch wirklich König. Viele Bartender sind sich dann einig: Gastgeber zu sein, ist das Schönste im Beruf. Es ist ein gewachsenes Kulturgut, primär vorhanden in der westlichen Welt. Zu Dienen mit Stil ist eine Ehre. Eine mitreißende Begleitung der Gäste durch einen Abend ist eine Freude. Das zufriedene Lächeln, wenn eine Gruppe die Bar verlässt und verspricht bald wieder zu kommen, eine Wonne. Als moderner Gastgeber ist man aus tiefstem Herzen bedacht auf des Gastes Wohl und persönlich berührt von jeder positiven Emotion. Man ist der selbstlose Ritter der Nacht.
2.) Man ist Freigeist
Nicht nur die Gedanken sind frei. Auch hinter der Theke gibt es kaum Grenzen. Den kreativen Geist verschüchtert keine Zutat. Gnadenlos wird alles vermixt, was zum Wohle des angestrebten Erzeugnisses dient. Jedwede für den Menschen verträgliche Ingredienz (manchmal sogar tendenziell Unverträgliches) wird eingekocht, infusioniert oder sonst irgendwie weiter verarbeitet. Egal ob Gemüse oder Butter, im Glas ist Platz für alles. Apparaturen mit ursprünglich äußerst branchenfremdem Zweck werden so lange angestarrt, bis sich eine Möglichkeit für die Theke offenbart. Foodpairing stopft die letzten Lücken. Der Bartender ist frei im Geiste, er ist ein kulinarischer Freigeist.
3.) Man ist Entdecker
Fremde Kulturen kennenlernen. Andere Länder und Städte sehen. Abenteuer erleben. Das ist als Bartender noch möglich. Kaum einer bindet sich als junger Bartender für sein restliches Leben an einen heimischen Betrieb. Internationalität und liberaler Geist werden schon an jedem Tresen gepflegt, an dem hin und wieder ausländische Gäste sitzen. Doch der Bartender selbst kann noch viel weiter. Man kann sich die Welt zu Füßen legen. Arbeiten im Ausland ist verbreitet. Ein paar Monate auf einem Luxuskreuzer erleben viele. Wettbewerbe sind international und Enden zum Beispiel in überdimensionierten Iglus in Finnland, in Luxushotels in Indien oder auf karibischen Inseln. Der moderne Bartender ist der kosmopolite Entdecker der Neuzeit.
4.) Man ist der Puls der Nacht
Die Sonne ist zu hell, aber die Nacht ein sehnsüchtig erwarteter Schleier. Für die meisten Bartender tickt die Uhr anders als für den Durchschnittsbürger. Man lebt antizyklisch. Man schläft, wenn Andere im Büro versauern, und will nicht schlafen, wenn andere träumen. Man kann „die Anderen“ trotzdem jederzeit tagsüber besuchen, falls der bürokratische Stapel kleiner werden soll und eine stark verdunkelnde Sonnenbrille zur Hand ist. Nun könnte man sagen, dass Bartender arbeiten müssen, wenn andere feiern. Quatsch! Es ist auch stets ein Fest für den Bartender, wenn andere frohlocken. Man verschmilzt mit der Nacht sowie ihren Bewegungen und wird zum Puls der Dunkelheit.
5.) Man ist Teil einer langen Geschichte
Traditionen erschaffen kulturelle Strömungen. Der alkoholische Umtrunk blickt auf Tausende Jahre Geschichte zurück. Die Kunst des Bartenders nunmehr auf ungefähr zweihundert Jahre. Der umsichtige Bartender versteht sich als ein Teil dieser Kultur und weiß sich auch darin zu verordnen. Man erklärt den Gästen die Vergangenheit aus den Augen eines eigenen Weltverständnisses. Die Welt ist dann schnell aufgeteilt in die Herkunft verschiedener Spirituosen. Getränke und Cocktails sind verbunden mit Völkern und geschichtlichen Ereignissen. Trends und Einflüsse kommen aus Landstrichen, berühmten Hotels oder nahezu vergessenen alten Büchern von Persönlichkeiten die wie Fürsten verehrt werden. Der Bartender ist Teil einer eigenen Geschichte.
6.) Man ist Rockstar
Bartender lieben ihre Plattform. Die Theke ist eine große Bühne. Wenn die Durstigen einen umkreisen und einem wie gebannt auf die Finger schauen, erwachen vergessene Jugendträume. Auf einmal ist man wirklich der Star. Immer einen Witz, eine mitreisende Geschichte oder eine faszinierende Legende auf Lager. Wenn die Zeit es hergibt, sonnt ein Bartender sich in angestoßener Freude. Der Bartender ist der Marionettenspieler im Puppentheater der Nacht. Ein Bartender verwandelt sich auf Bestellung gerne mal zum Rockstar. Solange man regelmäßig den Boden unter den Füßen wieder findet, ist ein „freak out“ ja auch völlig in Ordnung.
7.) Man ist Priester
Gleich eines Priester stellen viele Bartender schnell fest, dass sie für die Arbeit in einer Bar berufen sind. Alle Fähigkeiten verschmelzen mit den Anforderungen und unterm Strich steht: „Bartender-Sein“. Ein Jobwechsel? Undenkbar! Die Theke wird zur Kanzel, von der man seine neuste Errungenschaft oder den Cocktail eines fernen, aber sehr bekannten Tenders predigt. Kein Interesse? Nicht so tragisch. Genügsam wie ein in spartanisch eingerichteten Zellen lebender Klosterbruder, wiederholt man gerne zum zig-tausendsten Mal die Limetten stampfende und mühsam Zucker verrührende Caipirinha Messe. Es bleibt ja noch die Freude am Klingelbeutel. Auch den eigenen „Messwein“, (bei vielen derzeit grün, hochprozentig und sogar aus einem Kloster) haben die Meisten.
8.) Man ist Mediziner
Der Vergleich des Bartenders mit einem Apotheker ist so alt wie die Zunft der Mischer. Dabei ist man doch noch viel mehr als nur der Vermenger und Herausgeber unterschiedlicher Ingredienzien. Warum? Natürlich, weil man immer den richtigen Drink zur Hand hat. Man ist Apotheker, behandelnder Mediziner und manchmal sogar Rettungssanitäter. Letzteres im übertragenen und im wörtlichen Sinne. Der richtige Drink ist sehr Nahe an einem der höchsten Wünsche der Alten Griechen, die stets nach dem rechten Augenblick strebten. Zum passenden Zeitpunkt für sich oder Gäste den passenden Drink kredenzen zu können ist eine doppelt hohe Kunst, die über Schulmedizin hinausgeht. Zaubernder Medizinmann trifft es da fast noch besser.
9.) Man ist in einem Team
Selbstverständlich gibt es immer schwarze Schafe. Aber gastronomisch Tätige sind nicht oft die zwischenmenschlich-verständnisvolleren Menschen. Bei so viel Umgang mit unterschiedlichsten Personen bleibt, bei eigener Offenheit, ein Erfahrungswert bestehen, der sozialen Umgang erleichtern sollte. Insofern man also nicht grundsätzlich verbittert ist, hat man noch Freunde, weiß diese zu pflegen und kann sich mit seinen Kollegen irgendwie arrangieren. Es gibt wenige Berufe, in denen man so schnell, individuell und flexibel mit seinen Kollegen interagieren muss, wie die gastronomischen. Egomane Einzelkämpfer werden hier nie ein ständiges Zuhause finden. Das ist gut so!
10.) Man ist Bartender
Man ist stets mehr als die Summe der einzelnen Teile. Im Falle des Bartenders ist man also mehr als Gastgeber, Ritter, Freigeist, Entdecker, Abenteurer, Nachtschwärmer, Historiker, Trendsetter, Rockstar, Puppenspieler, Sozialarbeiter, Erzähler, Prediger, Mönch, Trinker, Mediziner, Apotheker, Rettungssanitäter, Medizinmann, Zauberer oder Künstler auf eine mehr als emotionale, furchtlose, erfinderische, mitreißende, kreative, bedächtige, verrückte, selbstlose, kosmopolite, teamfähige, individuelle, antizyklische, flexible, flinke, umsichtige, kulturelle, witzige, asketische, kollegiale, genügsame, mystische und natürlich legendäre Art und Weise. Trotzdem ist man zufrieden damit, nur Bartender genannt zu werden.