„Andiamo, enjoy your sip!“ Mit diesen Worten serviert Angelo Martinelli einen Drink in seiner neuen Bar. Es ist eine Negroni-Variation mit Erdbeere und Kakaobutter am Glas.
Dazu aber später mehr.
Denn relativ schnell kommt man mit dem Neo-Barbetreiber ins Gespräch und hört von der Liebe zu Italien, von Reisen und wie es zu seiner Bar in einem Rohbau im Industriegebiet von Heidelberg kam. Diese hat Angelo Martinelli im Oktober 2024 eröffnet, in einem ehemaligen Batteriewerk der Deutschen Bahn am Rande der Stadt. Wo vor 100 Jahren noch Dampfloks gewartet und zerlegt wurden, werden also jetzt, fast schon ein wenig versteckt, zeitgenössische Drinks im Keller serviert.

Der Zufall führt Regie
Der gebürtige Heidelberger wollte nach Exkursionen in London, China und Mannheim wieder zurück in die Heimat. „Ich wusste schon lange, dass ich zurück nach Heidelberg will. Ich bin hier aufgewachsen, der eigene Laden war die logische Konsequenz. Diese Location hier hat sich allerdings durch einen Zufall ergeben. Ich hatte eine andere besichtigt, die mir aber nicht zugesagt hatte. Doch dadurch war der Kontakt zu dem Architekturbüro zustande gekommen, das dieses Gelände hier gekauft hat.“
Der Industriebau wird aktuell renoviert, und allerlei Handwerker tummeln sich noch auf dem Gelände herum. So ist Martinelli bisher der Einzige, der dort einen Laden betreibt. In Kürze soll sich dies jedoch ändern, neben Büros soll dann beispielsweise ein Jazzclub in die Nachbarschaft ziehen.
Industrial trifft Bauhaus
Nun aber zum Eingemachten, denn ein Blick durch die Fenster verspricht Gutes. Im alten Heizungskeller leuchtet einen die Bar im wahrsten Sinne des Wortes an, sobald man im Hof des Geländes steht. „Das Konzept wurde vom Soho in London und New York beeinflusst. Ich war dort 2007 in einem Bartender-Programm, in einer Zeit, als sich die Barszene stark entwickelt hat“, wirft Martinelli einen Blick auf seine Historie.
Die Tür zum Laden ist trotz großer Fensterfronten verschlossen und wird von seiner Frau Anna Domanska geöffnet, die eigentlich im allseits bekannten „Europa Hotel“ arbeitet. Der hervorragende Service ist ein weiteres Augenmerk der noch jungen Bar. Auf 40 Quadratmeter werden hier 25 Gäste bedient, wobei an der Bar etwa sieben Personen Platz finden.
Negroni mit selbst gemachtem Bitter
Im Inneren treffen unverputzte Wände auf Designer-Sofas. Der Tresen von „Behind Bars“ fungiert als Herzstück des Ladens. An eben jenem ikonischen Hexagon orientiert sich Martinelli und greift das Thema immer wieder auf, etwa beim Spiegel hinter dem Backboard sowie auch in der Karte.Ebenso formschön sind die Gläser, in die die Drinks kommen: Es ist eine Mischung aus bekannten Designs, altbewährten Klassikern oder auch Gläsern mit Verzierungen oder dünnen Ausgusslippen. „Mir ist wichtig, dass Gläser auch haptisch besonders sind. Sensorik sollte nicht nur im, sondern auch am Glas stattfinden.“
Wenn man Martinelli fragt, dann ist der Negroni des Hauses mit eigenem Bitter, dem „Martinelli Bitter, wohl der repräsentativste Drink des Ladens. Dieser „Testarossa“, rot wie der gleichnamige Ferrari, ist eine Variation mit einer Thymian-Infusion, Erdbeere, rotem Pfeffer und Kakaobutter. Ein dichter und satter Drink, der Lust auf mehr macht. Der eigene Bitter thront auch auf dem Backboard, welches üppig ausfällt.
Direkt auffallend: Hier finden sich wenige große Marken. Statt der Riesen der Branche setzt Martinelli auf kleinere Brands. Dies dürfte einer der Gründe für das doch eher im oberen Segment angesetzte Preisgefüge sein, welches zwischen 13 € und 16 Euro liegt. „Schnaps, bei dem man die Menschen dahinter kennt“, schmunzelt er. Zwei Jahre auf einem Kreuzfahrtschiff waren nicht nur hilfreich beim Entdecken von Ländern, sondern auch von Spirituosen.



Italienische Wurzeln ersichtlich
Besonderen Wert legt die Bar daher auch auf ihre Mezcal- und Tequila-Auswahl. Diese Liebe erwachte bei Martinelli 2020 nach einem Catering in Mexiko – und folgt somit den neuesten Trends. Auch bei alkoholfreien Getränken will Martinelli mitspielen und serviert einen Drink, auffällig mit Show und Bubble Gun in einer Eistüte aus Glas. Auch für die Nicht-Trinker und Fahrer ist also gesorgt.
Die italienischen Wurzeln des Barbetreibers werden in alledem schnell ersichtlich. Nun, beim Namen „Angelo“ war das vielleicht auch zu erwarten. Italienische Oliven und Peroni als Bier runden den Gesamteindruck ab. Wer einen Besuch in dieser Bar plant, darf sich also auf jeden Fall auf eine gemütliche Atmosphäre, hervorragenden Service und Angelo Martinelli freuen.
Eben: „Andiamo! Enjoy your sip!“
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