Fragrances Bar im Ritz Carlton Berlin | Arnd Heissen | Mixology — Mixology Magazin für Barkultur

Definitiv dufte: Die neue Fragrances Bar im Ritz-Carlton Berlin

Arnd Heißen setzt noch einen drauf: Mit der Überarbeitung der Fragrances Bar treibt er seine Parfümdrinks in neue Höhen. Zusätzlich zum Aromakonzept der Cocktails hat er nun auch die Farbgestaltung des Raumes angepasst und macht seine Vision noch zugänglicher, eines aber bleibt: ein intimes Gefühl von Natürlichkeit und Authentizität.

„Hunderttausend Düfte schienen nichts mehr wert vor diesem einen Duft. Dieser eine war das höhere Prinzip, nach dessen Vorbild sich die anderen ordnen mussten. Er war die reine Schönheit.“

So lautet eine der kraftvollsten Passagen aus dem Roman „Das Parfum“ von Patrick Süskind. Diesem höheren Prinzip der olfaktorischen Faszination jagt auch Arnd Henning Heißen, Barmanager im Ritz-Carlton-Hotel in Berlin, engagiert hinterher. Eine langjährige Faszination, über die MIXOLOGY ONLINE bereits berichtete.

Ein Urgestein der Hotelbar-Innovation

Nun aber beginnt ein neues Zeitalter im gesamten Ritz-Carlton am Potsdamer Platz, und dieser Neubeginn bezieht insbesondere auch die kulinarischen Konzepte des Hauses mit ein. Viele Berliner erinnern sich sicher noch an die Eröffnungsphase des Hauses im Jahre 2004. Ja, schon ganz schön lange her. Damals überraschte das Ritz-Carlton mit ausgesuchter Freundlichkeit und lud die Passanten zu einer kurzen Hausbegehung. Das Motto „Ladies and Gentlemen are serving Ladies and Gentlemen“ wurde gelebt und half mit, der Schwellenangst entgegenzuwirken, die gerade Einheimische oftmals zum Eingang der Hotelpforte verspüren.

Auch bartechnisch ging das Hotel neue Wege und betrachtete die Institution Cocktail-Bar nicht nur als lästige Pflichtveranstaltung in der Lobby, wie es noch immer häufig in uninspirierten Hotels geschieht, sondern als Möglichkeit, ein Alleinstellungsmerkmal zu schaffen. So wurde die allabendliche feierliche Öffnung der The Curtain Club Bar durch den uniformierten Beefeater zum liebgewordenen Ritual der Berliner Bargänger.

Subtile, hocharomatische Drinks prägten die Entwicklung hinter dem schweren Vorhang. Heißen und sein Team experimentierten mit Zutaten und Aromen von Tee, Parfüm und Südamerika und schufen die prachtvollsten Drink-Präsentationen der Stadt in den aufwändigsten Gefäßen. Drei Auszeichnungen im Rahmen der MIXOLOGY Bar Awards waren die Folge.

Nichts ist so beständig wie das Provisorium

Aus der Idee, inspiriert von Parfümdüften Drinks zu kreieren, wurde vor drei Jahren ein zweites Barkonzept im Hause, die Fragrances Bar. Man merkte es dem Raum kaum an, aber Bartresen und Ausstattung waren weitestgehend improvisiert und rings um einen ehemaligen, sehr hübschen Messestand gestaltet. Ursprünglich beherbergten die Räume auf der Nordostseite des Hotels bis 2009 das Sternerestaurant „Vitrum“, wo zuletzt Hendrik Otto gemeinsam mit Sommelier Rakhshan Zhouleh die Hauptstädter kulinarisch begeisterte.

Unter den nachfolgenden Provisorien in den Räumlichkeiten war dann schließlich die Fragrances Bar gekommen, um zu bleiben. Der intime und auch ein wenig versteckte Raum der Zweit-Bar des Hotels entwickelte sich zur Faszination für internationale Barflys. Unwissende, die den Raum betraten, wähnten sich eher in einem Parfümerie-Pop-up-Store, wenn sie die Gäste an den Flakons schnuppern sahen, die die Karte bildeten.

Nun, nach 14 Jahren am Platz, ist die Zeit gekommen für eine Auffrischung des Hauses. Der schwere, gülden-barocke Charme verlässt die mondänen Hallen des Hotels (leider auch die zauberhafte Inneneinrichtung der Brasserie Desbrosses), der in die Jahre gekommene Stil wird ersetzt durch elegante, moderne Klassik. Ein frisches, helles Grau wird von kristallenen Lichteffekten umschmeichelt, die Tee Lounge sowie der Curtain Club werden erweitert, letzterer erhält eine Bühne für den Pianisten. Die Raucherlounge wird zum stattlich holzgetäfelten Saal mit opulent bestücktem Humidor. Und voraussichtlich ab Januar 2019 empfängt ein neues Restaurantkonzept die Gäste.

Zwei Wege führen zur neuen Fragrances Bar

Die komplett umgestaltete, neue Fragrances Bar empfängt bereits Gäste. Nur noch an letzten Details wird noch geschliffen. Ein Eingang führt von der Straße direkt in die Bar, der Haupteintritt erfolgt aber durch das Hotel. Die Getränkeauswahl erfolgt durch eine sehr persönliche Präsentation der Drinks. In dem Gang, der durch das Hotel führt, blicken Gesichter aus runden Rahmen: Es sind Freunde des Hauses, Mitarbeiter des Ritz-Carlton oder Bar-Kollegen, die ihren persönlichen Parfümduft widmen, aus dem dann eine Cocktail-Kreation entstanden ist.

Unter dem Bild steht zudem das Gefäß, in dem der Drink dann serviert wird sowie das Parfum selbst, um daran zu schnuppern und bei der Getränkewahl zu assistieren. Eine Schublade kann geöffnet werden, um darin drei stimmungsvolle Adjektive zu finden, die einen weiteren, sinnlichen Impuls vermitteln sollen. Worte, wie „entspannt“, „beschützend“ oder „befreiend“ stehen dann dort zu lesen.

Neue Fragrances Bar als sehr persönlicher Moment

So lassen wir uns vom freundlichen Lächeln des Doorman des Ritz-Carlton einstimmen und wählen seinen Duft, Le Frenchy von Guerlain. In einem schwarzen Longdrinkglas kommt dann die mit Minze bekrönte Mischung aus Sake, Italicus Rosolio di Bergamotto, Salbeigeist vom Freimeisterkollektiv und Vanille. Faszinierend, wie es dem Barteam gelingt, die Charakteristik des Duftes in einen köstlichen Drink umzuwandeln.

So wird ein Drink auch zum sehr persönlichen Moment. Läuft man später am Doorman vorbei, so stellt sich schon ein kurioses Gefühl ein, mit dieser Person durch etwas ungewöhnlich Intimes verbunden zu sein. In Kürze dürfen die Gäste dann auch die Drinks erschnuppern, für die Berliner Barkoryphäen wie Gonçalo de Sousa Monteiro (Buck & Breck) oder Christian Gentemann (Bar am Steinplatz) Pate stehen.

Neue Fragrances Bar: Farbgestaltung unterstreicht das Aromakonzept

Neben der Nase gibt es in der neuen Fragranes Bar aber auch Zauberhaftes für die anderen Sinnesorgane. Von den 1920er-Jahren inspiriert sind die Schwingungen von Raumkonzept und Beleuchtung. Der mondäne Glasleuchter über dem Tresen bildet eine Art Zentrum. Bequeme Sitzgruppen und intime Nischen sorgen für kosmopolitisches oder privates Flair und machen den Raum durchaus geeignet für ein Date. Die Farbgestaltung scheint das Aromakonzept der Düfte zu unterstreichen. Rötliche, beige und bräunliche Komponenten lösen unterbewusste Assoziationen zu Beeren und Gewürzen aus. Gold, Messing und weiße Barhocker gesellen sich elegant hinzu.

Am Barfood-Konzept wird derzeit noch gefeilt. Unter der Patronage von Dieter Müller entstehen auf die Drinks abgestimmte Teller. Bei einem Koch, der lange Jahre drei Sterne im Guide Michelin und 19,5 Punkte im Gault-Millau führte, weckt das eine erwartungsfrohe Neugierde. Für profanere Erfordernisse stehen überall im Raum, selbst unter dem Tresen, USB-Stecker für ladetechnische Bedürfnisse des digitalen Zeitalters bereit.

Das Fragrances widmet sich ausführlich dem Sake

Neben dem Parfümthema widmet sich die Bar auch dem Sake mit großer Hingabe. Kernstück bleibt aber das Menschlich-Sinnliche, wie Heißen betont: „Was uns wichtig ist, sind Authentizität und Natürlichkeit. Die Bar ist eine Einladung zur Auseinandersetzung mit dem Phänomen Duft. Und somit auch zur Auseinandersetzung mit dem Menschen an sich. Schließlich soll eine Bar die Menschen unterhalten und ins Gespräch bringen. Wenn die Hemmschwellen sinken und die Menschen sich auf Augenhöhe begegnen, ist es perfekt.“

Wer auf die linke Seite der Bar blickt, sieht eine kleine, historische Destillieranlage. Die Destillation war stets gleichsam bedeutend für den Parfümeur wie für die Spirituose. Die neue Fragrances Bar führt diese Komponenten extrem köstlich wieder zusammen. Eben dufte, wie der Berliner sagt.

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