Der Ausgeruhte: Tequila Reposado im Mixology Taste Forum

Tequila ist einer der global am meisten wachsenden Spirituosenkategorien. Neben den klaren Noten des Blanco und der tiefen Komplexität des Añejo verdient eine Gattung besondere Aufmerksamkeit: Reposado. Der Ausgeruhte trifft die Balance zwischen Holz und Frische und bietet an der Bar ein breites Spektrum an Möglichkeiten.

Der erste Reposado in den Siebzigern

Der erste Reposado wurde 1974 von Herradura auf den Markt gebracht (Añejo wurde schon um 1900 angeboten). Streng genommen war kurz in Holz gelagerter Tequila schon immer da, denn vor der industriellen Flaschenabfüllung wurde er in Fässern verkauft und exportiert. Auch wenn Reposado eine noch recht junge Kategorie ist, konnte sie sich in Mexiko durchsetzen: Es ist der beliebteste meistverkaufte Stil im Heimatland der Agavendestillate.

Per Definition muss Reposado mindestens zwei Monate, aber weniger als ein Jahr in Eichenfässern reifen. Die relativ kurze Reifezeit ist entscheidend für sein Profil. Sie verleiht dem Tequila eine sanfte Holznote und subtile Komplexität, während die ursprünglichen Charakteristika der Agave erhalten bleiben. Die Wahl des Fassmaterials und dessen Vorbelegung spielen eine immense Rolle. Ehemalige Bourbon-, Sherry- oder Cognacfässer sind üblich und prägen das Aromenprofil maßgeblich. Bourbonfässer steuern oft Vanille, Kokos- und Karamellnoten bei, während seltener eingesetzte Sherryfässer fruchtige und nussige Nuancen hinzufügen können. Französische Eiche trägt feine Gewürznoten und eine Spur mehr Tannin bei.

Mehr Reposado vermixen

Im Tasting (in der doppelten Blindverkostung) fällt das breite aromatische Spektrum der Kategorie auf, und somit auch seine vielfältige Einsetzbarkeit. Er lässt sich gut vermixen, schmeckt aber auch pur etwas weicher und zugänglicher als ein Blanco. Die Länge der Fassreifung macht große Unterschiede: Kurz gelagerte Reposados bringen Frucht, Frische und tolle Mixability mit, während länger gelagerte Produkte deutlich dichter und holziger wirken.

Reposado taucht wenig in Cocktailrezepten auf, dabei ist er durchaus gut mixbar. Obstbrände oder Verjus bieten tolle Pairing-Möglichkeiten, in Sours aber auch gerührten Drinks fügt er sich gut ein. Als Neo-Klassiker fallen einem dazu eine Rosita oder die ikonische Buttermilk Margarita ein.

Der Ausgeruhte schlägt gekonnt eine Brücke zwischen der Unmittelbarkeit des Blanco und der Langsamkeit des Añejo. Es lohnt sich, dem auch in Cocktails mehr Raum zu gewähren!

Dieser Beitrag erschien erstmals in der Print-Ausgabe 3-2025 von MIXOLOGY. Für diese Wiederveröffentlichung wurde er stark gekürzt und adaptiert. Information zur Bestellung einer Einzelausgabe sowie Abonnement findet sich in unserem Shop (via Meininger-Verlagsseite.)