Der Amaretto Sour ist ein beliebter Drink, aber erst Jeffrey Morgenthaler hat aus ihm einen echten Cocktail gemacht. Davor war der Drink eher ein süffig-süßes Kind der Siebziger, Morgenthaler hat ihn revolutioniert. Natürlich vorsichtig, aber mit Bourbon. Und es funktioniert: Denn durch seine neue Betrachtung der Rezeptur gelingt es ihm, das Gerüst des Drinks nicht nur beizubehalten, sondern es erst richtig auszulegen.
»Ich mache den besten Amaretto Sour auf der Welt.« – Jeffrey Morgenthaler
Denn im Prinzip hat der Amaretto Sour, wie in vielen Bars (besonders in den USA) serviert wird, nicht viel mit der klassischen Sour-Formel zu tun. Die fanden sich schließlich schon in Jerry Thomas’ „Bartenders’ Guide or How to Mix Drinks“ von 1862 als eigene Kategorie. Ihr Grundgerüst aus Spirituose, Säure und Zucker ist bis heute eine der populärsten Kategorien in der Cocktailwelt. Dabei sollten Sours jedoch nie einfach nur sauer sein, ihr Geheimnis liegt vielmehr in der perfekten Balance von süß und sauer. In vielen Fällen wird schlicht ein Gemisch aus Amaretto und dem berüchtigten, fertig gekauften Sweet’n’Sour-Mix auf Eis serviert. Mandel-Limonade mit Sprit, wenn man so will.
Amaretto Sour: Das Standard-Rezept passt nicht
Und selbst bei ernsthafteren Bartendern hapert es oft genug mit dem Drink, findet Morgenthaler: „Es gibt zwei Gründe, aus denen andere Amaretto Sours nicht mit meinem mithalten können. Das Offensichtliche zuerst: Sie sind zu süß. Man kann nicht einfach ein Standard-Sour-Rezept für einen erstklassigen Amaretto Sour nehmen. Man muss es an den Likör anpassen“. Und daran muss viel Wahres sein, denn die Version von Morgenthaler – selbst längst einer der einflussreichsten Bartender der Welt – zählt nicht nur in seinen eigenen Bars seit Jahren zu den Topsellern. Sein Amaretto Sour mit Bourbon ist mittlerweile unter Barleuten und Connaisseurs ein echter moderner Klassiker. Dass Google bei Eingabe des Schlagwortes „Amaretto Sour“ gleich als dritte Variante den Zusatz „Morgenthaler” vorschlägt, spricht Bände.
»Manche haben gesagt, mein Drink dürfte nicht Amaretto Sour heißen, weil ich ein klassisches Rezept verändert habe. Aber ernsthaft: 2 Unzen Amaretto, im Highballglas mit Eis und Sour-Mix auffüllen – das hat mit klassischen Cocktails nix zu tun.«
Amaretto Sour »The Morgenthaler Way«
Zutaten
4,5 cl Amaretto
2,25 cl Bourbon (mind. 50% Vol.)
3 cl frischer Zitronensaft
1 Barlöffel 2:1-Zuckersirup (optional)
1,5 cl frisches Eiweiß
Denn der Amaretto allein ist schlicht nicht stark genug, um sich gegen den Zitronensaft durchzusetzen – es sei denn, man nimmt soviel Amaretto, dass der Drink extrem süß wird. „Der Amaretto braucht Hilfe“, so Morgenthaler. Hilfe, die er in hochprozentigem Bourbon findet. Die Idee liegt heute, sieben Jahre nach Morgenthalers Video, vollkommen auf der Hand: Denn der Bourbon greift dem Amaretto aromatisch geradezu unter die Arme mit seinen typischen Noten von Vanille, Karamell, Nuss und Trockenobst. Gleichzeitig erhöht er den Alkoholgehalt des fertigen Sour, ohne jedoch Süße beizusteuern.
So ist der Amaretto Sour von Jeffrey Morgenthaler im Prinzip erst der Schritt gewesen, der aus dem Drink das gemacht hat, was er vorher schon sein wollte und sollte: Ein echter Cocktail.
Anmerkung: Dieser Artikel stammt im Original aus dem Jahre 2012. Er wurde zuletzt im Mai 2019 aktualisiert.