Welcher ist der beste Gin für den Martini? Nicht überraschend, aber überraschend deutlich gewinnt der Berry Bros. & Rudd London Nr. 3 Gin das MIXOLOGY TASTE FORUM. Damit scheint die Mission der Macher gelungen. Doch auch die anderen Kandidaten können punkten.
Es ist kurios, aber genau den Anspruch – nämlich den perfekten Gin für Dry Martini Cocktails anzubieten – hat die Gin-Marke mit der wuchtigen grünen Konturflasche sowieso. Dass das auch die unbestechlichen Gaumen des MIXOLOGY TASTE FORUM (MTF) so sehen würden, überrascht zwar nicht unbedingt (auch in der Purverkostungs-Kategorie hatte der Gin bereits die Nase vorn), die Deutlichkeit hingegen durchaus. Denn in der Endabrechnung kommt der No. 3 auf sagenhaft 95 von 100 möglichen Punkten und das seltene Prädikat „Excellent“. Er verweist damit den wirklich unerwarteten Zweitplatzierten Finsbury Platinum (90 Punkte, „Very Good“) und den Klassiker aus dem Hause Tanqueray (85 Punkte, „Good“) auf die Silber- und Bronze-Ränge.
Der beste Gin für den Martini: Eine „neue“ Aufgabe
Anlässlich des Erscheinens der ersten echten MIXOLOGY-Sonderausgabe verkostete das MTF erstmals eine Getränkegattung nicht pur, sondern in einem Referenzcocktail. Zum Thema „Dry Martini“ kamen dabei neun der relevantesten, klassischen London Dry Gins sowie der Hamburger Gin Sul als „U-Boot“ ins Rührglas. Gemischt wurden alle Drinks nach einer identischen, zuvor mit den Verkostern abgestimmten Rezeptur auf -25°C kaltem Eis und mit den beiden Standardprodukten Noilly Prat Dry (trockener Wermut) und Orange Bitters aus dem Hause The Bitter Truth. Die Verkostung selbst erfolgte in üblichen Nosinggläsern, auf eine Garnitur des Cocktails mit Zitronenzeste oder Olive wurde verzichtet, um die Eigenheiten der vermixten Gins möglichst stark herauszuarbeiten.
Das Ergebnis spricht eine so deutliche Sprache, da mehr als die Hälfte der Verkoster den London No. 3 auf den ersten Rang setzte. Damit wurde der Gin, der in Deutschland von Beam-Suntory vertrieben wird, ganz klar den Erwartungen der Runde an einen Martini Cocktail am meisten gerecht. Im Martini mit London No. 3 lobten die Verkoster die grandiose Balance aus Würze, Frische und ausgewogener Süße. Dank einer klaren Wacholdernote, gepaart mit herbalen, fruchtigen und blumigen Tönen von Lavendel, Grapefruit und Rosmarin, entsteht ein hochkomplexer Martini mit extrem hoher Drinkability. Einer der Verkoster sprach gar von einem „nahezu perfekten Dry Martini“.
Eine Rezeptur – echte Vielfalt
Auch die Drinks mit Finsbury und Tanqueray konnten überzeugen: So attestierten die Tester dem Zweitplatzierten eine tolle, ölig-cremige Textur und eine elegante, pikant-zitrale Aromatik, während Tanqueray vor allem mit knackig-crispen Noten punkten konnte und einen insgesamt sehr erwachsenen, voluminösen Dry Martini hervorbrachte.
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Der Martini mit dem U-Boot aus dem Hause Gin Sul erhielt für seine Balance und das sehr eigenständige Aromenprofil aus Harz, Pfeffer, Zitrone und exotischer Frucht sehr viel Zuspruch, einzelne Verkoster zeigten sich allerdings irritiert darüber, dass der fertige Cocktail recht weit von der üblichen Charakteristik eines Dry Martini entfernt ist. Wenn der Gin wie jedes U-Boot zwar ohne Wertung teilnahm, sprach die Runde dennoch eine eindeutige Probierempfehlung des Gin Sul im Martini aus.
Der beste Gin für den Martini scheint gefunden. Die gesamten Ergebnisse des MIXOLOGY TASTE FORUM finden sie in der aktuellen Sonderausgabe 2017 von MIXOLOGY, dem Magazin für Barkultur.