Wenn Gin das Parfum der Bar ist, wie Charles Schumann vor vielen Jahren einmal sagte, dann hätte Jeremy Fragrance seine liebe Mühe, mit den Neuheiten Schritt zu halten. Aber vielleicht ist es auch besser so, wenn er nicht regelmäßig Alkohol konsumiert.
Für alle anderen hat sich die Altonaer Spirituosen Manufaktur etwas Neues ausgedacht. Lima Limão heißt die neue Abfüllung und ist seit wenigen Wochen in limitierter Auflage erhältlich. Kräftige Zitrusnoten sollen das besondere Aroma ausmachen, und mit dieser sommerlichen Frische geht man auch nach außen. Kacheln mit einem grünen Zitronenbaum schmücken die Optik der klassischen Gin-Sul-Flasche. Limetten, Zitronen und Minze sollen das sommerliche Aroma prägen, und die Sonderabfüllung wird als fruchtig-leichter Sommer-Gin beworben. Nun gut, ob 43 % Vol. wirklich „leicht“ sind, darüber lässt sich streiten, aber darum geht es ja an dieser Stelle nicht.
Klar fließt er ins Glas, verströmt einen frisch-fruchtigen Duft und gibt sich in der Nase erst als recht klassischer Gin. Die Zitrusnote ist präsent, aber nicht übertrieben. Wacholder und leichte Orangennoten kommen durch, nur die Minze lässt auf sich warten. Ganz weit hinten zeigt sie sich dann als leicht frische Brise – in etwa so präsent wie wochenlanger Sonnenschein in Hamburg.
Auf der Zunge dann alles, was man sich von einem Gin wünscht: Wacholder, klare Zitrusaromen und auch die gewisse Power, die man von 43 % Vol. erwartet. Ganz spät wieder eine leichte Frische, die auf Minze hindeutet – aber so richtig klar zeigt sie sich nicht. Muss sie aber auch nicht. Der Gesamteindruck ist mehr als stimmig, und man ist schon ein wenig traurig, dass es sich um eine limitierte Abfüllung handelt. Neben all den Gins der letzten Jahre, die sich vom Ursprung der Kategorie immer weiter entfernt haben, ist Lima Limão einer der Vertreter, die man sich dauerhaft wünschen würde. Klar, prägnant und straight forward. Eigentlich ein Gin, der sich in allen klassischen Drinks zeigen kann. Der Martini überzeugt, der Gimlet ist wirklich großartig.
Aber womit man sich durch den Sommer trinken könnte, ist eine Abwandlung des Neo-Klassikers Breakfast Martini. Ein wenig mehr Zitrone und die Orangenmarmelade durch Lemon Curd ersetzt. Breakfast in Porto könnte ich mir so vorstellen. Also ein spätes Frühstück. Vielleicht begleitet von einem kleinen Schluck Portwein und dem Blick aufs Meer. Gin zum Frühstück ist per se keine so richtig gesunde Entscheidung – da sind wir uns einig. Aber die Idee ist sehr schön, und die Kombo funktioniert auch um 22 Uhr am Abend bestens. Auch mit Blick auf die Alster und bei leichtem Nieselregen.