Das Max Maier und Johannes Seifert ein gutes Duo sind, wissen die zwei aus ihrer gemeinsamen Zeit in der Ménage Bar. Als beide nach deren Schließung in die Jahreszeiten Bar wechseln, ist die Idee, gemeinsam eine Bar zu eröffnen, schon am Entstehen. „Max und ich haben uns seit Tag eins gut verstanden, auch weil wir das gleiche Hospitality-Denken haben. Wir sind uns einig darin, was wir durch unseren Service und den Drinks vermitteln wollen”, beschreibt Johannes Seifert. Max Maier ergänzt: „Und wir wollen beide, dass der Spaß des Gastes im Vordergrund steht, der zahlt schließlich unsere Miete und prägt die Stimmung des Ladens.“
Erst Heir-Konzept, dann Heir-Bar
Trotz aller Einigkeit sollte, statt eines gemeinsamen Ladens, aber erstmal Heir Concepts etabliert werden, die Marke von Johannes Seifert und Max Maier für Cocktail-Catering und Consulting. Der Plan – oder besser gesagt die Hoffnung – war es, ab Mitte 2025 dann eine Bar als Heir Beverage House aufzusperren. „Aber dann ging es nach dem Bar Convent Berlin sehr schnell“, berichtet Seifert. Die jetzige Location war eine der ersten, die die beiden besichtigt haben. Die Raumaufteilung des vorherigen Mieters namens Banh Mi and Beer passte gut zum eigenen Konzept, auch die Einigung mit dem Vermieter klappte reibungslos. Der Industrial Style im Innenraum passt ebenso: Wände ohne Putz, Metallrohre, dunkles Holz, gedimmte Glühbirnen. „So einen Look hatten wir ohnehin geplant, das ist auch unsere Vorstellung von einer gemütlichen Wohnzimmeratmosphäre”, erzählt Maier.
Und so dauerte die Renovierung gerade mal einen Monat, bevor Anfang Dezember die Türen zum Soft Opening geöffnet wurden. „Wir waren auch noch nicht fertig, aber eben weit genug, um schon mal loszulegen." Loszulegen in einem Viertel, das kein Barviertel ist. Zumindest wenn man das Münchner Westend mit dem Glockenbachviertel vergleicht, in dem namhafte Bars keine zehn Minuten Fußweg auseinander liegen. Der Vorteil: Man kann sich gezielt als Nachbarschaftsbar etablieren. Der Impact der Eröffnung im Westend geht laut Max Maier aber noch weiter: „Die Bars müssen wieder aus den üblichen Vierteln herauswachsen – das ist doch auch für uns als Szene insgesamt schön, wenn wir den Münchnern in mehreren Vierteln eine Anlaufstelle für gute Cocktailqualität bieten.”
Heir: erstmal nur als Duo
Der einzige Kompromiss, den sie also mit diesem Laden eingehen mussten, ist? „Die Zapfanlage!” lacht Seifert. Diese dominiert aktuell noch die Theke und versperrt so einen komplett freien Blick von der Bar in den kleinen Gastraum. Ansonsten lassen sich die 26 Sitzplätze von nahezu jeder Position gut einsehen. So lässt sich schnell reagieren, die Dynamik auch vom Tresen aus gut erfassen und der Service ist auch mit einer Person stemmbar. Wichtig, denn bis zum Sommer sind Maier und Seifert auch in jeder Abendschicht „nur“ ein Duo.
„Wir haben auch nur eine Mixstation, und es kann schon passieren, dass unsere Gäste, wenn der Laden voll ist, auch mal länger als sechs Minuten auf ihren Drink warten werden. Aber wir können sicherstellen, dass sie sich immer Willkommen fühlen“, sagt Maier. Dafür gibt es im Heir Beverage House sogar eine sogenannte Zeremonie, wie sie Seifert nennt: Wasser kommt direkt nach dem Platzieren auf den Tisch, dazu dann ein kleiner Drink - quasi der Gruß aus der Küche übersetzt auf die Bar - gefolgt von einer Knabberei. Der Tisch steht also schon mal voll und die Gäste können sich entspannt die Karte erklären lassen. Ja, lassen, denn die aktuelle Karte enthält bewusst keine Erläuterungen des Geschmacksprofils der Drinks, sondern nur die Auflistung der Zutaten. „Wie in einem gehobenen Restaurant - so fördern wir auch die Interaktion mit dem Gast und können ihn für bestimmte Sachen begeistern, die er sich sonst vielleicht nicht getraut hätte zu bestellen“, beschreibt Maier das Konzept.
Auf gute Nachbarschaft
Dafür erzählt die Karte anhand der Cocktailnamen die Schritte zur Eröffnung einer Bar - angefangen natürlich beim Traum. Starke Drinks, Low-ABV-Varianten sowie alkoholfreie Kreationen stehen sich dabei gleichwertig gegenüber. Zusätzlich soll in Zukunft auch hausgemachter Kombucha und saisonaler Fruchtwein auf Basis eines eigenen Wermuts angeboten werden. „Ich habe Spaß an Zubereitungstechniken wie Fermentation und Einlegen, das ist ja das Schöne am eigenen Laden: Ich kann hier quasi meinem Hobby nachgehen und dann unseren Gästen im Winter zum Beispiel etwas mit Erdbeeren anbieten“ beschreibt Maier die Karte.
Zusätzlich gibt es Barfood, das in einem angenehmen Kontrast zu den cleanen Drinks steht: Sandwiches „mit viel Sauce“, hausgemachtem Brot und Pickles - selbst eingelegt natürlich.
In diesem Sinne: auf gute Nachbarschaft.