M. Schweighöfer Krombacher

Hell, aber nicht einleuchtend, das neue Krombacher

Ende März ließ Krombacher in Berlin die Nacht zum Tage werden, mit der Markteinführung ihres Hellen und der Ausstrahlung von Matthias Schweighöfer. MIXOLOGY war beim Launch Event dabei und fragte den Schauspieler nach seinen Trinkgewohnheiten.



Dass auch der triste Norden biertechnisch langsam heller wird, daran hat Berlin keinen unerheblichen Anteil. Nach wie vor inspiriert die Stadt an der Spree unzählige Süddeutsche zur Nordostmigration, und mit ihnen kommen Augustiner, Tegernseer, Wulle und Büble. Offenbar passen diese friedlich gehopften Biere in die konfliktvermeidende Hipsterkultur der Hauptstadt, denn eine Szenekneipe oder einen Spätverkauf ohne mindestens eins dieser Biere zu finden, ist wie die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen.

Die Nacht wird hell



Tatsächlich scheint die Nachfrage nach den milden Hellen aus dem Süden anhaltender als der Goldbiertrend vor ein paar Jahren, und wie auch damals springen große Brauereien auf den Zug auf. “Die Nacht wird Hell!”- mit diesem Slogan möchten sich der Siegerländer Pilsriese und sein neues Kromacher Hell ihr Stück vom süffigen Küchlein sichern – mit prominenter Unterstützung. Keinen Geringeren als Matthias Schweighöfer (32), gerade im Kino wie auch im realen Leben mit “Vaterfreuden” unterwegs, konnte man als Werbeträger für das neue Produkt gewinnen. Die Platoon-Kunsthalle in Berlin – Prenzlauer Berg, gegenüber dem Pfefferberg gelegen und zusammengeschraubt aus Überseecontainern, diente als szenige Location für die Launch Party.

Kulinarisch von Berlin inspirierte Häppchen, eine Cocktailbar und natürlich Krombacher in all seinen Varianten bildeten den Rahmen, gefüllt wurde er von Bella Berlin, die als tanzende Discokugel die Nacht erheblich illuminierte, und von Schweighöfer im Gespräch auf der Bühne. Die Krombacher bewegten sich jedoch etwas holprig über das Berliner Parkett. Das Bühnengespräch floss nicht so recht, die Cocktails waren netter gemeint als gemacht, und Nachfragen, die sich tatsächlich auf das Bier und seine Herstellung bezogen, sorgten für sehr höfliche und diensteifrige, aber eben auch uninformierte Ausbrüche an hektischer Betriebsamkeit.

Bierdummsprech

Einmal mehr zeigte sich, dass die großen Brauereien in Deutschland schon so lange nur über Marke und Image ihr Bier verkaufen, dass Interesse für die tatsächlichen Eigenschaften des Produktes auf unvorbereitete Ohren stößt. Stattdessen wurden Phrasen wie süffig und vollmundig bemüht – nicht nur potentiell widersprüchliche, sondern auch bis zur Inhaltslosigkeit überstrapazierte Begriffe aus dem Bierbranchen-Lexikon für Smalltalk. Der Höhepunkt dessen war die Aussage, es sei ja bekannt, dass durch weniger Hopfen ein Bier besser und weniger herb schmecke. Weniger herb? Richtig. Aber besser? Eine weltweite Bewegung bemüht sich um mehr Verständnis für die aromatischen Möglichkeiten von Hopfen und Bier allgemein, und hier wird nicht einmal erwähnt, welche Hopfensorte man da verwendet (oder weggelassen) hat.

Der Fairness halber sei erwähnt, dass dies offenbar abgesehen von den zwei Bieraffinen im Raum niemanden zu stören schien. Hier diktiert ganz klar die Zielgruppe die Herangehensweise. Bier braucht Situation, und im Falle von Krombacher Hell ist diese recht einfach zu erkennen: Nachtleben, junges Publikum, das in Clubs aus der Flasche trinkt und unkomplizierten und, ja, süffigen Genuss sucht. Das 0,33l-Longneck-Gebinde dürfte bei Bar- und Clubbetreibern recht gut ankommen.

Vorerst war´s das

Matthias Schweighöfer als Werbeträger unterstreicht das junge Zielpublikum. Sieht er sich als markentreuen Biertrinker? „Leider ja. Da geht einem sicher einiges durch die Lappen, aber bei mir gab es auch im Elternhaus tatsächlich schon immer Krombacher. Das habe ich übernommen und es war auch einer der Gründe, warum ich dem Angebot zugestimmt habe.“ Selbst während der Schwangerschaft seiner On/Off-Freundin Angelika Schromm gab es aus Empathie Krombacher Alkoholfrei, fügt er halbernst hinzu.

Bedenken, Werbung für eine Biermarke zu machen, hatte er demnach keine. „Bier ist für Erwachsene Teil der deutschen Trinkkultur, wie es in Frankreich der Wein ist“, meint Schweighöfer.

Und jenseits des Gerstensaftes?

„Der klassische Whisky vorm Kamin. Glenmorangie in all seinen Varianten steht bei mir hoch im Kurs.“

Sind nach dem Radiowerbespot, dem Fotoshooting für das Plakat und der Launch Party weitere Aktionen mit Krombacher geplant?

„Vorerst war‘s das. Ausgeschlossen ist eine weitere Zusammenarbeit aber natürlich nicht.“

Die weitaus bedeutsamste Frage konnte an diesem Abend jedoch niemand zu voller Zufriedenheit beantworten: Wozu genau braucht die deutsche Bierwelt das Helle von Krombacher? Ein Bier, das gegen den momentanen Trend fließt, klingt an sich spannend. Wenn dieser Trend allerdings hin zu geschmacksintensivem Bier geht und selbst bereits die Gegenkultur zur einheitlichen Massenware darstellt …

Für ein „IPA geht uns auf die Nerven. Wir wollen wieder was Trinkbares!“ ist es einfach viel zu früh.

Vielleicht schlendert man in einer lauen Frühlingsnacht einfach mal ins Buck & Breck in der Brunnenstraße in Berlin. In dieser Bar hält sich auch Matthias Schweighöfer ganz gern auf, um einen Don Lockwood (eine Variante des Old Fashioned) zu genießen. Und dann philosophiert man bei ein, zwei Cocktails über all die Hellen, die es auf dem Markt schon gibt, über die Unterschiede zwischen Krombacher Hell und dem gescheiterten Krombacher Extra Mild, und über ein Bier, dessen Alleinstellungsmerkmal es ist, sich über das Charisma eines Filmstars als Lifestyle-Produkt zu etablieren.

 


 

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