Was hat die neue Destillerie von Elephant Gin in Wittenburg, die am 29. September offiziell eröffnen wird, mit der überraschenden Kombination von Schach und Barkultur im World Chess Club Berlin zu tun – und das alles wiederum mit der Tatsache, dass die vielfach ausgezeichneten Bars Les Fleurs du Mal im Münchener Schumann’s oder das One Trick Pony in Freiburg neues Barpersonal suchten?
Richtig: Es ist immer in unserem Newsletter zu lesen, der jeden Donnerstag verschickt wird und den wir vor einiger Zeit einem Relaunch unterzogen haben. Darin geht es um Neuigkeiten aus der Szene, Job-Angebote in Bars, den wichtigsten Veranstaltungen aus der Branche – sowie dem einen oder anderen Meme. Noch nicht angemeldet? Dann schnell nachholen! Ansonsten steigen wir in die Inventur der Woche ein und werfen gleich mal die Discokugel an.
That Seventies-Feeling …
Im Oktober startet der Film „Priscilla“ von Sophia Coppola in den Kinos, und auch wenn in der Vorberichterstattung davon gesprochen wird, dass der Streifen vor allem die „dunkle Seite“ von Elvis Presley darstellen wird, spielt das Biopic über die Ex-Frau des „King“ in der Zeit, in der sich laut Punch Magazine auch geistig und atmosphärisch immer mehr Bars und Clubs ansiedeln – zumindest in den USA. Dort gibt es nämlich eine kleine Welle an Lokalitäten, die sich im Interieur und der Musik stark an der Ästhetik der Siebziger Jahre orientieren, wie Rachel del Valle schreibt.
„Eine Bar im Stil der 70er Jahre besteht zu einem Teil aus Dekoration und zu einem Teil aus Stimmung. Und es ist der zweite Teil dieser Gleichung, der die Beliebtheit dieser Orte zu einem Zeitpunkt wie diesem erklärt“, so der Text, „die oberflächlichen Exzesse der 70er Jahre waren eine Antwort auf die Beschränkungen, die den Kern der Kultur ausmachten. In gewisser Weise tun die heutigen Bars im Stil der 70er Jahre das Gleiche – sie sorgen für gute Laune, auch wenn die Welt um sie herum ein bisschen schlechter aussieht.“ Wir sagen dazu: Love me tender!
Das Bar-Buch, das niemand kennt
Wo wir schon in den Siebziger Jahren sind, bleiben wir doch gleich mal da. Denn die Dekade mag für so einiges bekannt sein, für eines ist sie es ganz sicher nicht: gute und komplexe Drinks im Sinne einer modernen Barkultur. Vielmehr stehen bunte und süße Cocktails wie Swimming Pool und Golden Cadillacs vor dem geistigen Auge auf, wenn man an diese Dekade denkt, in der frisch gepresste Zutaten in einem Cocktail noch so weit entfernt waren wie Elon Musk von Grünheide.
Das ist auch der Grund, weswegen man vom Werk „Jones’ Complete Barguide“ wenig bis gar nichts gehört hat. Es ist 1977 erschienen, der Verfasser ist ein gewisser Sam Jones, über den ebenfalls so wenig bekannt ist, dass selbst David Wondrich großteils vor einem Rätsel steht. Al Sotack widmet sich auf Epicurious in einem lesenswerten Beitrag diesem verschollenen Werk, zu dessen Fan Barprotagonisten wie Giuseppe González oder Jim Meehan. Und eben auch Wondrich zu Wort kommt. Lesenswert.
Die seltsame Existenz von Non-Alcoholic Hard-Seltzer
Was zur Hölle ist Non-Alcoholic Hard-Seltzer? Mit dieser Frage startet Dave Infante auf VinePair in einen höchst unterhaltsamen wie informativen Artikel. In diesem geht es nämlich darum, dass White Claw – in den USA führender Produzent von Hard Seltzer – angekündigt hat, für 2024 einen „Non-Alcoholic Hard-Seltzer“ ins Programm zu hieven. Denn was ist ein Non-Alcoholic Hard-Seltzer? Richtig: Seltzer! „Einerseits verdient allein dieser Formulierung eine harte Strafe im Hochsicherheitsgefängnis von Hop Take wegen Störung des Landfriedens. Die doppelte Verneinung hebt sich auf, ihr Sickos! Ihr macht nur Selter!“, schreibt er.
Abgesehen davon, wie er persönlich zu der „Innovation“ dieser Kategorie steht, betrachtet der Autor das Produkt jedoch auch durch die Linse des Produzenten, der eben auf einen Markt mit seinen Spielregeln und Präferenzen reagiert. Trotzdem, die Überschrift des Textes gibt die Marschrichtung vor, und der schließen wir uns an: „In einem so dummen Markt sieht ‘alkoholfreies Hart-Seltzer’ schlau aus“.
Isle of Harris launcht ersten Single Malt Whisky
Es ist seit ein paar Jahren „in the making“, im wahrsten Sinne des Wortes: der erste Whisky aus der Destillerie Isle of Harris auf der gleichnamigen Hebrideninsel im Norden Schottlands. Bislang war die Destillerie, am Hafen von Tarbert gelegen und ein Vorzeigeobjekt für lokale Beschäftigungspolitik, nur mit einem Gin auf dem Markt gewesen. Dieser hatte allerdings mit seinem maritimen Geschmack und einer markanten blauen Flasche bereits für Aufsehen gesorgt. Und auch für erste Devisen. Wie es eben geplant war. Nun aber wird das wahre Flaggschiff enthüllt: am 22. September wird „The Hearach“ gelauncht, der erste Single Malt der Destillerie, der das gälische Wort für Harris symbolisiert, wie u.a. The Spirits Business schreibt.
Da man auf den äußeren Hebriden ziemlich abgelegen ist, wird man das Spektakel – das Design der Flasche ist bislang nicht bekannt – in die Welt streamen. Denn man mag vergleichweise klein sein, ein Zwerg ist man nicht: Letztes Jahr vereinbarte die Marke ein Finanzierungspaket mit der HSBC Bank in Höhe von 10 Millionen Pfund (12,46 Millionen US-Dollar), um weltweit zu expandieren. Ab Oktober 2023 soll der The Hearach dann auch in über 20 Ländern erhältich sein.