Die Inventur ist der wöchentliche Branchen-Rundblick

Inventur am 16. Februar 2025 – Kein Märchen: klares See-Eis aus Norwegen

Diese Woche im News-Flash: Dart-Weltmeister verbietet einem Pub-Besitzer in seiner Heimatstadt, seinen Spitznamen zu nutzen. Außerdem: Warum aus Norwegen verschifftes Eis nachhaltiger sein könnte als das aus der Eismaschine.

Moingiorno aus der Redaktion! Noch eine Woche bis zur Bundestagswahl. Für uns beinahe genau so wichtig: Nichtmal mehr eine Woche bis zur Finest Spirits 2025! Das große Spirituosenfestival im Münchener „Zenith“ steht direkt bevor und wir freuen uns darauf. Schließlich bespielen wir auch dieses Jahr und zum insgesamt dritten Mal inmitten des Messegeschenens unsere „Mixology Cocktail Corner“, die zu einem entspannten Drink einlädt. Besonders schön daran ist, dass es uns ebenfalls erneut gelungen ist, die beiden großartigen Bartenderinnen Natalie van Wyk (Green Door, Berlin) und Fredi Behrens (Collab Bar, Hamburg) als Hosts für unsere Bar zu gewinnen. Im Interview sprechen die beiden hier übrigens auch über weitere Details der Mixology-Festival-Bar. Wer also kommendes Wochenende vom 21. bis 23. Februar in der bayerischen Hauptstadt weilt und uns einen Besuch abstatten will, der findet im Ticketshop der Finest Spirits den Weg dorthin (auch ermäßigte Fachbesuchertickets sind erhältlich). Außerdem wird gemunkelt, dass am Vorabend, also am 20. Februar, ein kleines Messe-Warm-Up im Charlatan stattfindet. Soso. Schauen wir aber vorher noch schnell auf die Schlagzeilen und Branchennews der Woche.

Frisches Eis aus Norwegen – und sogar gut fürs Klima

Tonnenschwere Eisblöcke, die aus Norwegen nach London verschifft werden, nur um daraus klare Eiswürfel für Cocktails zu schneiden? Was sich zunächst anhört wie eine exzentrische, klimatechnische Vollkatastrophe, wird bei näherem Hinsehen zu einer interessanten Angelegenheit.

Denn wie US-Fachautor und Klar-Eis-Evangelist Camper English diese Woche in einer Reportage bei VinePair zeigt, hat die Sache ihre Vorteile. English erzählt die Geschichte des „Eis-Bauern“ Thomas Orderud aus der südostnorwegischen Provinz Østfold. Orderud betreibt die kleine Firma DesignIce, die klares, reines, aus einem lokalen See geschnittenes Eis „erntet“, lagert und u.a. an Londoner Bars verschifft. Geerntet wird im Februar, das Eis wird mehrfach auf seine Lebensmittelqualität kontrolliert. Der eigentliche Clou an der Sache ist laut English aber die folgende Tatsache: Orderud hat seine Produktion vom staatlichen norwegischen NIBIO-Institut überprüfen lassen. Das Resultat? Verglichen mit dem Wasser- und Stromaufwand eines lokal in London gefertigten Eisblocks, hat „sein“ Eis die bessere Energiebilanz und damit weniger klimaschädliche Auswirkungen. Spannende Geschichte und English-typisch gut geschrieben.

400 Dollar für einen Valentins-Cocktail mit Diamant

Vom eben hinter uns liegenden Valentinstag mag man ohnehin halten, was man will. Böse Zungen behaupten gar, der gern so genannte Tag der Verliebten sei das absolute Paradebeispiel für einen angeblichen, durch bestimmte Wirtschaftszweige erfundenen „Feiertag“, und wir wollen diesen Zungen zumindest nicht ausdrücklich widersprechen.

Widersprechen hingegen wollte dieses Jahr offensichtlich das New Yorker Double Chicken Please. Die Bar von Gn Chan und Faye Chen, die in den letzten Jahren Preise und Auszeichungen wie nur wenige abräumen konnte, hat dieses Jahr in Kooperation mit dem Lifestyle-Label MSCHF einen Special-Cocktail zum Valentinstag „entwickelt“. Im Signature Serve enthalten ist unter anderem ein sich freilegender Diamant. Der ist allerdings „nur“ maschinengefertigt, also bei weitem nicht so teuer wie seine natürlichen Verwandten. Mit satten 400 Dollar pro Drink schlägt die bahnbrechende Idee aber trotzdem stattlich zu Buche. Und wir fragen uns nicht nur, wer sich sowas ausdenkt. Sondern noch viel mehr: Wer kauft sowas? Ein paar weitere Details gibt es hier.

Zu viel Zucker, falsche Versprechungen: Foodwatch klagt gegen Voelkel

Der deutsche Safthersteller Voelkel hat an sich einen guten Ruf: Seit Jahrzehnten fertigt das Unternehmen aus dem niedersächsichen Höhbeck Produkte in demeter-Qualität und stand schon in Bioläden, als selbige noch kein Tummelplatz der gehobenen urbanen Mittelschicht waren, sondern eher ein Ort für damals gern so geschmähte Körnerfresser.

Doch auch biodynamische Street Credibilitiy schützt nicht vor Kritik oder Problemen: Wie die Verbraucher-Organisation Foodwatch diese Woche mitteilte, hat man Klage gegen Voelkel eingereicht. Dabei geht es primär darum, dass der Saftproduzent ein Produkt durch die Zuschreibung „Immunkraft“ mit irreführenden Aussagen in Bezug auf eine angeblich gesundheitsfördernde Wirkung ausstattet. Tatsächlich sei keine solche Wirkung vorhanden, somit laufe die Werbeaussage auch EU-Health-Claims zuwider. Bedenklich sei zudem der hohe Zuckergehalt des Saftes, so Foodwatch. Der in Berlin ansässige Verein bemahnt oder verklagt regelmäßig Lebensmittelfirmen, die ihre Produkte mit irreführenden oder falschen Werbestatements vermarkten. Wann ein Urteil im Verfahren gegen Voelkel zu erwarten ist, geht aus der Pressemitteilung nicht hervor.

Dart-Weltmeister verbietet Pub-Betreiber die Namensnutzung

Es ist bisland das Jahr des gerade erst volljährigen Luke Littler: Anfang Januar warf sich der Brite, damals noch 17 Jahre alt, zu seiner ersten Dart-Weltmeisterschaft – natürlich als jüngster Titelträger aller Zeiten. Luke „The Nuke“, so sein Spitzname, ist zum weltweiten Publikumsliebling und Phänomen geworden. Ebenso ist der Ausnahmespieler aber auch ein Sinnbild dafür, dass der Dart-Sport inzwischen ein globaler Millionenmarkt geworden ist.

Das zeigt die Geschichte, über die The Drinks Business diese Woche berichtete, denn beim Business hört der Spaß auch für den jungen Littler auf: Ein Pub-Betreiber in dessen englischer Heimatstadt Warrington hatte nämlich angekündigt, seinen nächsten Betrieb „Nukes Sports Bar“ nennen zu wollen, und das auch so per Social Media bekanntgeben. Noch vor Eröffnung allerdings erhielt er Post von einer Anwaltskanzlei in Littlers Auftrag: So dürfe der Pub nicht heißen. Littler nämlich hatte sich im Sommer 2024 u.a. den Begriff „The Nuke“ als Trademark schützen lassen. Laut dem Artikel seien die Bemühungen des Gastronomen um eine gütliche Einigung gescheitert. Mehr Einblicke hier.

Fotocredit
everettovrk – stock.adobe.com

 


 

Weitere Themen unserer wöchentlichen Inventur: Bartending und Schwangerschaft sowie Trump und die Zölle.
Diesmal in unserer wöchentlichen Inventur: Danil Nevsky initiiert ein Archiv für Bar-Menüs, Diageo stellt Distill Ventures ein und Frankreich will mehr Kneipen.
Unser News-Rückblick diesmal mit: Der Streit zwischen Tequila Matchmaker und den Behörden geht in die nächste Runde. Außerdem geht es um Frauen an der Bar, den Zollkrieg zwischen Kanada und den USA sowie um Skandale in der Spitzengastro.

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