Man muss es Berlin nach wie vor lassen: Skurriler geht’s immer. Am Donnerstagabend war es zunächst „Der Tagesspiegel“, der meldete, dass die Berliner Polizei eine illegale Veranstaltung im Bezirk Prenzlauer Berg ausgehoben habe. Bei der Zusammenkunft in der Kneipe „Scotch & Sofa“ im gutbürgerlichen Kollwitzkiez handelte es sich allerdings mitnichten um ein schlicht unvorsichtiges Menschengrüppchen beim gemeinsamen Bier, sondern offenbar um eine gezielte Provokation aus den Kreisen der sogenannten „Querdenker“ und sonstiger Corona-Zweifler.
Denn die Veranstaltung, die nach eigener Darstellung die Gründung einer neuen Partei darstellen sollte, wurde live auf YouTube übertragen und war dementsprechend alles andere als geheim oder versteckt – überdies hielten sich die Anwesenden nicht an die geltenden Abstandsregeln und trugen größtenteils keine Masken. Laut der Zeitung waren in der von der Polizei aufgelösten Gruppe einige prominente Persönlichkeiten aus der Querdenker- und Esoterikszene vertreten. Die Behörden prüfen nun strafrechtliche Konsequenzen für die Beteiligten, und wir ärgern uns natürlich ganz besonders, dass es ausgerechnet ein Gastronom sein musste, der seine Räume für solch einen Quatsch zur Verfügung stellt. Schauen wir lieber auf die weiteren News der Woche!
Britisches Parlament spricht sich für Gastro-Minister aus
In diesem Fall hat die Petition mit über 200.000 Unterzeichnern offenbar einen nachhaltigen Effekt gehabt: In einer auf die Unterschriftensammlung bezogenen Debatte und anschließenden Abstimmung hat sich das britische Parlament für die Schaffung eines Ministeriums für das Gast- und Beherbergungsgewerbe ausgesprochen, das berichtete The Spirits Business zu Beginn dieser Woche.
Dass das Parlament sich dafür ausgesprochen hat, heißt zwar noch nicht, dass der Ministerposten definitiv geschaffen wird, das Signal wurde jedoch von Spitzenvertretern der Gastronomie und Hotellerie ausdrücklich begrüßt und als positiv gewertet. Wie in Deutschland führen auch in Großbritannien viele Beobachter die teils unangemessene Härte der Corona-Maßnahmen gegen das Gastgewerbe zumindest teilweise darauf zurück, dass die Branche keinerlei echte Lobby im politischen Betrieb hat. Ein eigener Minister, der sich um die Belange dieses extrem viele Menschen betreffenden Wirtschaftszweiges kümmert, würde daran zweifellos etwas ändern.
Hotel Kronenschlösschen: 500 Flaschen kostbarer Wein gestohlen
Gar nicht gut beginnt das Jahr für das renommierte Hotel & Restaurant Kronenschlösschen in Eltville am Rhein: Wie das Hotel mitteilte und zahlreiche Medien weitergaben, erfolgte in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag ein so kurioser wie schwerwiegender Einbruch in den Weinkeller des Hauses.
Dass die Einbrecher wussten, was sie taten, zeigt einerseits der gewählte Ort: Das Kronenschlösschen wurde bereits von mehreren Fachpublikationen – u.a. durch den deutschen Gault & Millau – für die beste Weinkarte Deutschlands prämiert. Doch nicht nur das: Offenbar stahlen die Diebe die Weine von so klingenden Namen wie Petrus, Latour, Romanée-Conti, Lafite-Rothschild oder Harlan sogar gezielt nach raren bzw. besonders wertvollen Jahrgängen. Es waren also Kenner am Werk, die genau wissen, wonach sie suchen und was die Beute auf dem Schwarzmarkt wert ist. Die Hotelleitung gab an, in Kürze eine genaue Liste der entwendeten Weine veröffentlichen zu wollen.
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Der Weg zur eigenen Bottled-Cocktail-Marke
Fertig abgefüllte Cocktails waren wohl das mixologische Bar-Thema des letzten Jahres. Das gilt speziell für die USA, wo die RTD-Kategorie (Ready to Drink) schon vor Beginn der Pandemie gehörig an Zugkraft gewonnen hatte. Die Bar-Schließungen aufgrund von Covid-19 haben dann ihr übriges dazu getan, dass Cocktails in Flaschen oder Dosen zum Massenphänomen auch unter Barleuten und Bars geworden sind.
Abgesehen von den rechtlichen Rahmenbedingungen sollte bei der Entwicklung und dem Launch einer eigenen Cocktail-Marke noch auf viele andere Aspekte geachtet werden – beispielsweise Dinge wie Markenschutz und Rechtsform der Firma, aber auch Fragen der Rohstoffauswahl müssen bedacht werden. Für SevenFiftyDaily hat Autor Ryan Malkin mit einigen der führenden US-Bartendern gesprochen, die aktuell oder vor Kurzem ihre Cocktailmarke lanciert haben. Ein interessanter, detaillierter Erfahrungsbericht mit Blick auf viele kleine und große Dinge.
Vom Look des Naturweins
Was Spirituosen und vor allem Craft Beer geringfügig früher erlebt haben, ist inzwischen auch im Trendbereich Naturwein flächendeckend präsent: neuartiges Labeldesign, das so umfänglich wie möglich mit den traditionellen Markenauftritten bricht. Wo früher sämtliche Etiketten aus dem Burgund und Bordeaux mehr oder weniger gleich aussahen und deutsche Weinflaschen, um es mit Schriftsteller Max Goldt zu sagen, daherkamen wie von österreichischen Briefmarkenzeichnern gestaltet – da ist heute ein kreatives Getümmel ausgebrochen, das die Progressivität im Flascheninneren verdeutlichen soll.
Das ist auch gut so, finden wir. Umso begrüßenswerter daher, dass sich mit dem Punch Magazine eines der führenden Bar-Medien in einem längeren Beitrag den Entwicklungen und Tendenzen des Label-Designs beim Naturwein zu widmen. Autor Jordan Michelman versammelt eine spannende Auswahl unterschiedlichster Ansätze und nennt – das freut uns natürlich – ausgerechnet das großartige österreichische Weingut Gut Oggau als Pionier.
Zwischen Zelten und Sperrholzhütten: Outdoor-Dining in New York
Es sind Artikel wie jener von Pete Wells für die New York Times, die einem eindrucksvoll vor Augen führen, dass die USA letztlich ein wenig anders funktionieren als Deutschland oder Europa. Denn in New York City gilt derzeit, anders als praktisch überall auf dieser Seite des Atlantiks, eben kein kompletter Lockdown, der die Gastronomie komplett zur coronabedingten Schließung verdammt – stattdessen hat die Administration unter Bürgermeister Cuomo lediglich die Bewirtung von Gästen in Innenräumen untersagt. The Economy spielt eben in den Staaten doch eine andere Rolle als bei uns – wenn man sie dabei auch mehr sich selbst überlässt.
Das führt zu einer mutigen und schier unglaublichen Kreativität der Gastronomen, die nicht lange zögern, und bauen und errichten, was eben möglich ist: Zelte, Jurten, transparente „Bubbles“ oder richtige Holzhütten – alles draußen, alles stets für eine Gastpartei bzw. Gästegruppe isoliert benutzbar. Ein Modell, das uns den Hut ziehen lässt und das bei Kooperationsbereitschaft der Ordnungsämter und weiterer Behörden auch hier Schule machen könnte.