Die Inventur ist der wöchentliche Branchen-Rundblick

Inventur am 19. Januar 2025 – Charlotte Voisey steigt bei „Tales“-Leitung ein

Die Britin Charlotte Voisey wird neue „Executive Director” der Tales of the Cocktail Foundation. Damit ist Voisey ab sofort de facto die geschäftsführende Leiterin der Stiftung, die die Tales of the Cocktail veranstaltet.

Unser Termin stand übrigens erst: In fünf Wochen ist nicht nur die vorgezogene Bundestagswahl, sondern es auch wieder Zeit für die Finest Spirits: Vom 21. bis 23. Februar geht im Münchener „Zenith“ wieder das große Spirituosenfestival des Meininger Verlags statt. Natürlich sind wir auch dieses Jahr wieder mit unserer eigenen kleinen Mixology-Bar am Start – und das auch wieder zusammen mit „unseren“ beiden fantasatischen Bartenderinnen Fredi Behrens und Natalie van Wyk. Sehen wir uns da? Tickets gibt es hier. Und jetzt wie üblich der Blick auch die Schlagzeilen und Themen der Woche. 

Heftige Proteste in Tequila 

Die Diskussionen über Missstände, Korruption und Intransparenz im Tequila-Business sind nicht neu. Einen traurigen Meilenstein erreichte die Entwicklung im letzten Frühjahr, als das Büro der Website Tequila Matchmaker von mexikanischen Behörden gestürmt worden war (wir berichteten). 

Kürzlich nahmen die Auseinandersetzungen zwischen Agaven-Bauern auf der einen Seite und Behörden und Großproduzenten andererseits wieder zu, wie das Portal Mezcalistas am Montag berichtete. Demnach kam es zu einer großen Demonstration durch zahlreiche Bauern im Stadtzentrum von Tequila. Die zentralen Vorwürfe sind nicht neu, wiegen aber umso schwerer. So halten die Bauern unter anderem der Aufsichtsbehörde CRT vor, korrupt zu sein und primär die Interessen der industriellen Hersteller zu vertreten und auch bei „100% Agave“-Tequila unerlaubte, nicht etikettierte Rohstoffe wie billiges Zuckerrohr zuzulassen. Zudem hält man den „Großen“ vor, die Preise für Agaven künstlich klein zu halten. Ein ausgiebiger Überblick über die derzeitigen Geschehnisse. 

Charlotte Voisey wird Teil der „Tales“-Leitung 

Die Britin Charlotte Voisey wird neue „Executive Director” der Tales of the Cocktail Foundation. Damit ist Voisey ab sofort de facto die geschäftsführende Leiterin der Stiftung, die die Tales of the Cocktail veranstaltet, das wichtigste jährliche Festival für Bartender:innen und die Spirituosenindustrie, das jeweils Ende Juli in New Orleans stattfindet. 

Voisey ist kein neues Gesicht für die „Tales“: Sie trat dort u.a. bereits als Referentin, Sponsorin sowie als leitendes Mitglied der während des Festivals verliehenen Spirited Awards in Erscheinung. Voisey ist seit mehr als 20 Jahren Teil der Barcommunity. 2004 wurde sie als „UK Bartender of the Year“ ausgezeichnet, von 2006 bis 2024 war sie als globale „Portfolio Ambassador“ für William Grant & Sons aktiv. Mehr Infos gibt es bei The Spirits Business. 

Da hört der Spaß auf: „Glen“ bleibBrown-Forman baut hunderte Jobs ab 

Der US-amerikanische Konzern Brown-Forman, u.a. Eigentümer von Jack Daniel’s, Woodford Reserve, Gin Mare und Herradura Tequila, streicht nach jüngsten Umsatzrückgängen weltweit knapp 700 Arbeitsplätze – insgesamt rund 12% aller Jobs im Unternehmen. So meldeten es zahlreiche Fach- und Publikumsmedien Anfang zu der Woche, etwa CNN

Der Stellenabbau soll laut Konzernangaben für mehr „Effizienz und Agilität“ im operativen Geschäft sorgen. Allein 200 Jobs fallen dadurch weg, dass der Konzern seine eigene Fassbinderei in Louisville schließt, wo sich auch die Firmenzentrale befindet. Brown-Forman ist mit seiner aktuellen Situation nicht allein. In den vergangenen Monaten meldeten fast alle globalen Spirituosenkonzerne teils empfindliche Rückgänge bei Umsatz und Absatz. Ob und wie viele Stellen auch bei der deutschen Niederlassung von Brown-Forman wegfallen, ließ sich bis Redaktionsschluss nicht herausfinden.  

Hamish Smith beklagt mangelnde „lokale“ Kreativität 

Das ist kein Nobody, der sich da beschwert: Niemand geringeres als Hamish Smith, einer der informiertesten Kenner der britischen und internationalen Szene sowie Chefredakteur des Class Magazine, hat diese Woche mit einem Beitrag in ebenjenem Magazin für Ausehen gesorgt. Kern seiner Gedanken? In britischen Bars finde man zu wenig Hinweise darauf, dass sie britische Bars sind – und die Bars seien einfach nicht kreativ.  

Damit spielt Smith darauf an, dass die Bars im UK sich größtenteils hinter klassischen Cocktails und Twists verschanzen. In anderen Ländern sie dies weniger der Fall, führt er ins Feld und nennt als Beispiel einige Spitzenbars aus Griechenland, Peru, Norwegen, Australien, Schweden und Südkorea, die sich deutlich stärker mit lokalen Zutaten sowie kulinarischen Traditionen auseinandersetzen. Gleichfalls nennt er eine Handvoll britischer Bars, die sich der Herausforderung ebenfalls bereits stellen. Ein interessanter Punkt, andererseit muss die Frage erlaubt sein: Ist es nicht in allen Ländern so, dass die allermeisten (auch sehr guten) Bars eher ein Standardprogramm aus Klassikern und Twists abspulen?  

 


 

Diese Woche im News-Flash: Dart-Weltmeister verbietet einem Pub-Besitzer in seiner Heimatstadt, seinen Spitznamen zu nutzen. Außerdem: Warum aus Norwegen verschifftes Eis nachhaltiger sein könnte als das aus der Eismaschine.
In unserer wöchentlichen Inventur haben wir einen New York-Schwerpunkt: Dort schließt mit dem Leyenda eine bekannte Bar, während das Schmuck eröffnet. Und in den lokalen Küchen geht die Angst vor Razzien um.
In unserer dieswöchigen Inventur zweifelt David Wondrich an der Cocktail-Moderne, die Zahl der britischen Bars wächst und Dominic Bruckmann eröffnet die Buket Bar in Winterberg.

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