Einen frohen Día de los Muertos allerseits und herzlich willkommen zur ersten Inventur im Wonnemonat November! Auf die Gefahr hin, dass wir inzwischen damit nerven: Vier Wochen sind unsere Mixology Bar Awards 2026 heute her und wir schwelgen seit Montag erneut in Erinnerungen: Da nämlich haben wir das Video zur Verleihung veröffentlicht – schaut einmal rein und lasst euch dreieinhalb Minuten vom Flow dieses herrlichen Abends im Festsaal Kreuzberg mitnehmen!
In der Zwischenzeit packen wir unsere Koffer in Richtung Offenburg und Athen, wo in den nächsten Tagen einerseits der Black Forest Bar Cup und andererseits die Athens Bar Show stattfinden. Und während sich der Koffer füllt, nutzen wir die Zeit wie gewohnt sonntäglich für ein paar Schlaglichter auf die Themen und News der hinter uns liegenden Barwoche.
„Likör ohne Ei“ darf weiter „Likör ohne Ei“ heißen – vorerst!
Mit einer slightly kruden Klage musste sich in den letzten Tagen das Landgericht Kiel befassen: Der selbsternannte Schutzbverband der Spirituosen-Industrie nämlich hatte dort eine Klage gegen eine kleine schleswig-holsteinische Manufaktur eingereicht. Der Grund: Die Firma verkauft neben einem klassischen Eierlikör auch eine vegane Variante auf Sojabasis, die sie als „Likör ohne Ei“ vermarktet – aus Sicht des Schutzverbandes eine Verbrauchertäuschung und ein Verstoß gegen Spirituosenreglements der EU.
Zumindest das Landgericht Kiel konnte dies aber nicht erkennen und wies die Klage ab. Ganz ungeschoren kommt Ole Wittmann, Inhaber der Firma „Nachlass Warlich GmbH“ aber nicht aus der Sache heraus: Wie der NDR berichtet, muss sein Unternehmen eine Vertragsstrafe von € 5.000 an den Schutzverband zahlen, weil es Zuwiderhandlungen gegen eine im Vorfeld eingeräumte Unterlassungserklärung begangen hat. Und der Schutzverband hat noch nicht genug: Dessen Anwalt kündigte bereits an, bei der nächsthöheren Instanz in Berufung gehen zu wollen. Das letzte Wort in dieser weltbewegenden Frage ist also noch nicht gesprochen.
Die zehn schlimmsten Cocktails der Welt. In a way.
Der britische Bartender und Comedian Jake O’Brien Murphy ist bekannt für seinen scharfen, aber auch nicht immer ganz ernsten Zungenschlag. Auch in seinen Glossen fürs Class Magazine stellt er das gern unter Beweis. So auch diese Woche in einem Beitrag, dessen Überschrift nichts anderes ankündigt als die „zehn schlimmsten Cocktails der Welt“.
Aber – wir haben’s geahnt, ihr wahrscheinlich auch – es geht mitnichten um wirkliche Grässlichkeiten im Glas. Vielmehr zieht Murphy durchaus eine ganze Reihe von Drinks durch den Kakao, die von vielen Barleuten teilweise sehr geschätzt werden. Nicht nur der Negroni bekommt sein Fett weg, sondern ebenso das easy target Aviation und sogar unser aktueller Cover-Darling, der Naked & Famous. Die komplette Übersicht über Murphys komödiantische Cocktailwatchlist gibt es direkt hier.
Warum Wein kein Feindbild werden darf
Manfred Klimek dürfte den allermeisten unserer Leser:innen bestens vertraut sein. Schließlich ist der Wein-Tausendsassa schon seit Ewigkeiten bei MIXOLOGY als Autor tätig. Auch abseits dessen ist der Fotograf und Journalist ein vielgefragter Mann – u.a. mit seiner regelmäßigen Weinkolumne in der Welt.
Diese Woche hat Manfred dort einen wichtigen Beitrag in der Debatte um maßvollen Alkoholkonsum und die immer weitere fortschreitende generelle Stigmatisierung von Alkohol veröffentlicht. In seinem Text geht er darauf ein, wie insbesondere das Kulturgut Wein immer mehr ins Fadenkreuz gerät und hier und da schlicht nur noch als Gift dargestellt wird. Zynisches Highlight: Er beschreibt sogar, wie eine große deutsche Tageszeitung in einem Artikel Wein als schlecht darstellte, nur um kurz darauf zigfach und sehr wohlwollend über das Alkoholmissbrauchsfestival namens Oktoberfest zu berichten. Kurze, knackige Lese-Empfehlung!
Müssen Bars heute Content Creators sein?
Es ist eine heikle, aber wichtige Frage, die Aaron Goldfarb diese Woche in einem Essay für VinePair im Kern gestellt hat: Inwiefern kommt eine Bar oder jede:r Bartender:in heutzutage noch drum herum, ein Content Creator zu sein? Interessante Koinzidenz: Auch unser Redakteur Stefan Adrian hat genau diese Frage – wenn auch wesentlich knapper – vor Kurzem in unserer Print-Ausgabe gestellt.
Tatsache ist jedenfalls: Nur mit ein paar Cocktailfotos findet man anno 2025 auf Social Media keine Beachtung mehr. Wenn Social Media wirklich als Marketingtool genutzt werden soll, dann muss Bewegtbild her, und das hat in den letzten Jahren eine explosive Entwicklung in Sachen Qualitätsanspruch und Storytelling gemacht. Das zieht Kreise: Wer auf nachhaltigen und internationalen Fame im globalen Spitzenzirkus abzielt, der muss dafür nicht nur kreativ sein, sondern auch Geld und Zeit in die Hand nehmen – denn entweder, man beschäftigt selbst Mitarbeiter:innen, die Content erstellen, oder man muss teure, externe Dienstleister anheuern. Goldfarb beleuchtet in seinem Text ein paar Beispielfälle. Sie alle zeigen: Die Zeiten des ungezwungenen Schnappschusses sind vorbei.





