Die Inventur ist der wöchentliche News-Rückblick auf Mixology

Inventur am 22. September 2024 – Scotch-Exporte brechen ein


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in herzliches Willkommen zur allerallerletzten Inventur im Sommer – oder aber der ersten im Herbst: Das hängt ganz davon ab, zu welchem Zeitpunkt Sie gerade hierhergekommen sind. Der exakte Moment des astronomischen Herbstanfangs liegt dieses Jahr nämlich am 22. September um 14:43 Uhr, dann ist das sogenannte Herbstäquinoktium erreicht. Ein schönes Wort! Mit anderen Worten heißt das auch schilcht: Die Bar-Saison beginnt jetzt so richtig. Die Tage werden kürzer, die Nächte länger, da gibt es keinen schöneren Ort mehr als den Tresen des Vertrauens.

Erinnern Sie sich übrigens noch an unsere Inventur von vorletzter Woche? Darin haben wir unter anderem über den offiziellen Drink der US-Open gesprochen, den Honey Deuce. Diese unglaublich raffinierte Preziose aus Vodka, Limo und Brombeerlikör wird bei dem Grand-Slam-Turnier schon seit Jahren massenweise verkauft. Das Turnier ist vorbei und der Gewinner der Herren, Jannik Sinner, darf sich über ein Preisgeld von 3 Millionen Dollar freuen. Gegenüber der Summe, die mit dem diesjährigen Rekordverkauf von 556.000 Portionen Honey Deuce eingenommen wurde, wirkt das plötzlich ganz klein: Bei einem Preis von 23 Dollar pro Becher kommen da flockige 12,8 Millionen zusammen. Na dann…

Bevor wir nun den üblichen News-Überblick starten: In drei Wochen gehen am Vorabend des Bar Convent Berlin wie gewohnt die MIXOLOGY Bar Awards über die Bühne. Noch gibt es Tickets für die Verleihungs-Party im Grand Hyatt. Sehen wir uns da

Empfindliche Export-Einbrücke beim Scotch: minus 18 Prozent

Das ist wahrlich kein Pappenstiel: Wie Drinks International diese Woche mit Bezug auf die Scotch Whisky Association berichtete, sind die Exporte von schottischem Whisky in der ersten Hälfte dieses Jahres (bezogen auf den gleichen Zeitraum in 2023) geradezu eingebrochen: Ganze 18% weniger als im Vorjahr gingen in den Export.

In konkreten Zahlen heißt das, dass „nur noch“ Whisky im Wert von rund 2,1 Milliarden Pfund ausgefahren wurde, der Absatz ging dabei mit 10,2% geringer zurück als der Umsatz, liest sich aber in absoluten Zahlen ebenfalls ehrfurchtgebietend – 566 Millionen Flaschen weniger als letztes Jahr. Ein kleiner „Rettungsanker“ ist dabei nach wie vor Indien, das – trotz hoher Zölle – 17,3% mehr schottischen Whisky bezogen hat als 2023. Rosige Aussichten sehen dann doch anders aus.

Der alte Bloody-Mary-Mythos – doch was dran?

Bevor wir zum Thema kommen, hier eine Klarstellung: Auch wir bei MIXOLOGY haben inzwischen begriffen, dass die alte Fighting fire with fire-Denkweise in Sachen Alkohol ausgedient haben sollte. Wer noch immer glaubt, seinen Kater mit erneuter Alkoholzufuhr bändigen zu können, der sollte vielleicht einfach erst gar keinen Kater bekommen.

Einen interessanten kurzen Artikel zum angeblichen Katerkiller Bloody Mary gab es dennoch diese Woche bei VinePair. Darin berichtet Autorin Olivia White von zwei verschiedenen Studien, die sich mit der Auswirkung von Tomaten auf den Stoffwechsel befasst haben. Eins der Resultate: Möglicherweise helfen bestimmte Inhaltsstoffe der Tomate dabei, die metabolischen Prozesse der Leber zu beschleunigen – und damit auch den Abbau von Alkohol. Doch wir wollen nicht vorgreifen, lesen Sie selber rein. Und dann hilft beim nächsten Kater vielleicht schlicht eine Virgin Mary.

Campari kauft ein paar Whiskys, verliert aber seinen CEO

Im Hause Campari dürften die letzten Wochen interessant gewesen sein: Wie am Dienstag und Mittwoch in jeweils separaten Pressemitteilungen bekanntgegeben wurde, gibt es bei dem italienischen Spirituosenkonzern prominenten Zuwachs im Portfolio, aber gleichzeitig einen Verlust in Sachen Führungspersonal.

So wurde zunächst gemeldet, dass die Campari Group mit einem Investitionsvolumen von rund 92 Millionen Dollar einen Anteil von 14,6% an der Heineken-Tochter Capevin Holdings übernommen hat. Capevin besitzt die Single Malts Bunnahabhain, Deanston und Tobermory sowie den getorften Blend Black Bottle. Der italienische Konzern betritt mit dem Kauf also das Scotch-Parkett.

Nicht mehr beteiligt an der vermutlich demnächst erfolgenden Integration der Whiskys ins Portfolio ist allerdings der bisherige CEO: Wie am Tag nach der Übernahmebekanntgabe berichtet wurde, nimmt Camparis CEO Matteo Fantacchiotti nach nicht einmal sechs Monaten im Amt schon wieder seinen Hut. Darauf hätten er und der Vorstand sich geeinigt, sein Ausscheiden aus dem Unternehmen sei sofort wirksam. Über einen neuen Geschäftsführer ist noch nicht entschieden worden.

Next Step im PR-Karussell: die Doku zur neuen Cocktailkarte

Dass man als Bar-Magazin regelmäßig Pressemitteilungen international tätiger PR-Agenturen erhält, weil eine Bar in London oder New York eine neue Cocktailkarte hat, ist inzwischen völlig normal. In der Liga jener Bars, die auf einen Platz in den World’s 50 Best oder eine Nominierung bei den Spirited Awards schielen, führt daran inzwischen scheinbar kaum noch ein Weg vorbei.

Eine neue Stufe indessen hat diese Woche Ryan Chetiywardana erklommen. Für den Launch der neuen Karte in seiner Londoner Bar Lyaness hat „Mr Lyan“ eigens einen 13-minütigen Dokumentarfilm anfertigen lassen, in dem sein Team ausgiebig erklärt, wie die Karte entstanden ist. Und wie besonders die Drinks sind. Wir fragen uns angesichts der in der Londoner Gastronomie noch immer sehr geringen Löhne, ob die Produktionskosten für so einen Film vielleicht besser als zusätzliches Gehalt bei den Mitarbeiter:innen aufgehoben wären.

In unserer dieswöchigen Inventur zweifelt David Wondrich an der Cocktail-Moderne, die Zahl der britischen Bars wächst und Dominic Bruckmann eröffnet die Buket Bar in Winterberg.
In unserer Inventur widmen wir uns neu-interpretierten Drinks aus den Siebziger Jahren, bekannten Trinkszenen im Film und dem „No Stolen Trademarks“-Gesetz in den USA, das auf Kuba für Unmut sorgt.
Die Britin Charlotte Voisey wird neue „Executive Director” der Tales of the Cocktail Foundation. Damit ist Voisey ab sofort de facto die geschäftsführende Leiterin der Stiftung, die die Tales of the Cocktail veranstaltet.

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