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Inventur am 4. Mai 2025 – Handshake Speakeasy räumt weiter Preise ab

Diesmal in unseren News der Woche: Das Handshake Speakeasy aus Mexico-City ist weiterhin die beste Bar Nordamerikas. Außerdem geht es um hässlich Cocktail-Namen, nicht-mexikanische Agavenbrände und Greenwashing in der Spitzenküche.

May the force und so – willkommen zur ersten „Inventur“ im Wonnemonat! Wir machen es heut zum Start auch ganz kurz mit einem Hinweis in sozusagen halb-eigener Sache. Wer in drei Wochen in München weilt und Freude an schönen Texten hat, der darf sich schonmal freuen: Am Sonntag, 29. Mai 2025, liest unser freier Autor Konstantin Arnold, der Euch regelmäßig mit seinen wunderbaren Reiseberichten erfreut, ab 19 Uhr in Carlitos Minibar aus seinen Texten. Das dürfte schön werden! Vielleicht ist ja der eine oder andere am besagten Abend ohnehin wegen der Einhundert Prozent Champagne in der Stadt. Das wäre sowas wie ein Perfect Match. Verkürzen wir uns die Zeit bis dahin mit einem Blick auf die Schlagezeilen der Woche.

Wieder Platz 1: Handshake Speakeasy rollt weiter

Ein kleiner Hauch von untouchable umweht derzeit das Handshake Speakeasy aus Mexico-City. Vergangenen Dienstag sicherte sich die Bar von Eric van Beek zum zweiten Mal in Folge den Spitzenplatz bei der Bekanntgabe der North America’s 50 Best Bars 2025. Bereits letztes Jahr konnte die Bar aus der mexikanischen Hauptstadt den ersten Rang einheimsen, im Herbst 2024 folgte darauf außerdem die Prämierung als World’s Best Bar 2024. Es läuft also bei van Beek, der übrigens demnächst auch ein Objekt in Amsterdam eröffnen wird.

Auch ansonsten ist die 2025er-Ausgabe der Nordamerika-eigenen Wertung mit Blick auf die vorderen Plätze relativ stabil: Das New Yorker Superbueno verteidigt ebenfalls seinen zweiten Platz vom Vorjahr, vier weitere Bars, die schon 2024 in den Top Ten waren, finden sich dort auch diesmal: Tlecān und Licorería Limantour aus Mexico-City, Jewel of the South (New Orleans) und das Overstory aus New York. Wie beim letzten Mal sind New York und Mexico-City mit elf bzw. neun Vertretern die beiden Schwergewichte der gesamten Liste.

Haben nicht-mexikanische Agavenbrände eine reelle Chance?

Gerade erste letzte Woche hatten wir an dieser Stelle auf eine kleine Liste mit nicht-mexikanischen Agavenbränden verwiesen. Denn wenn auch Tequila und Mezcal geschützte Herkunftsbezeichnungen sein mögen, so wächst die Agave doch auch in vielen anderen Gegenden der Welt.

Das scheint im Tequila-Abnehmer-Land Nummer 1, den USA, aktuell ein prominentes Thema zu sein, wie der lange Artikel von N.C. Stevens diese Woche bei Seven Fifty Daily nahelegt. Nachvollziehbarerweise (und sicherlich auch aufgrund der aktuellen Zoll-Situation) geht Stevens in seinem Überblick vor allem auf die Entwicklungen bei heimischen, US-amerikanischen Produzenten ein. Doch allein das liest sich schon hochinteressant: So wurden in den USA bereits im Jahr 2020 mehr als 50 heimische Destillate auf Agavenbasis angemeldet, vier Jahre später schon 143. Es scheint sich also was zu tun. Für alle, die tiefer einsteigen wollen: bitte hier entlang.

Duck Fart und Ass Juice – der Zauber mieser Drink-Namen

Fast alle Bartender:innen dürften das auch ihrer eigenen Arbeit kennen: Drinks mit zweifelhaftem Namen erzeugen interessanterweise schnell Begehrlichkeiten. Was sich hinter dem Namen dann tatsächlich verbirgt, ist eher sekundär. Das ist auch eine der Thesen von Wayne Curtis in einem Artikel für Imbibe!, in dem er dem Phänomen schräger oder schlicht bewusst unschöner Drink-Bezeichnugen nachgeht.
Ausgehend vom in Alaska mehr oder weniger ikonischen „Duck Fart“ (Looking at you, B-52!) geht Curtis darauf ein, wie vulgäre oder ekelerregende Bezeichnungen automatisch zu Interesse bei den Gästen führen. Noch interessanter ist es, wenn Curtis darlegt, wie sich die Nomenklatur von Cocktails im Lauf der Jahrzehnte und Jahrhunderte generell verschoben hat, und wie schon Drink-Namen, die uns heute harmlos erscheinen, zum Zeitpunkt ihrer Publikation durchaus kontroverses Potenzial hatten. Darauf einen Becherovka, äh, wir meinen natürlich: einen Ass Juice.

Spitzenküche und Greenwashing

Dem Food-Journalisten Georges Desrues ist das Hinterfragen von Lippenbekenntnissen schon länger ein wichtiges Anliegen, wenn es um Themen wie Transparenz und Nachhaltigkeit geht. Für die Welt hat Desrues sich diese Woche dem diffusen Feld des Greenwashings in der Hochküche zugewandt.

Das Thema ist nicht neu, zieht aber immer weitere Kreise. Immer mehr Betreiber:innen oder Küchenchefs besternter Restaurants inszenieren sich, so der Autor, als aktive Gestalter, wenn es darum geht, sich um Aspekte wie Tierwohl, Nachhaltigkeit und Umwelt- oder Klimaschutz zu kümmern. Ein schönes Sinnbild sei dabei der Restaurant-eigene Garten, in dem man Gemüse, Obst und Kräuter anbaut. Dass viele dieser Gärten wahrscheinlich nur Ware für wenige Betriebstage pro Jahr liefern, könne man allerdings meist schon allein an deren Größe ablesen. Ebenso scheint es häufige Praxis zu sein, dass Köche gern mit den klingenden Namen renommierter Erzeuger:innen von Fleisch oder Gemüse prahlen, obwohl sie deren Produkte nur sporadisch nutzen. Und dann wäre da ja noch die Sache mit dem Grünen Stern, den der Guide Michelin seit einigen Jahren vergibt. Einfach mal reinschauen, es lohnt sich.

 


 

Diesmal in unserer wöchentlichen News-Rundschau: Diageos Tequilas stehen vor Gericht, die 50 besten Bars Nordamerikas in der Analyse und ein kleiner Death in the Afternoon in Tirol.
Unser News-Flash blickt diese Woche auf ein paar Kuriositäten: eine Historie des Bull Shot, Agavenbrände aus aller Herren Länder, Bars, die nur Bottled Cocktails reichen – und die vielleicht langweiligste Bestenliste der Welt.
Unser News-Rückschau der Woche diesmal mit Monica Berg, der dritten Runde des Pinnacle Guide und einem Ganovenausflug in den historischen Pegu Club.

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