Wenn ein Quereinsteiger eine Bar eröffnet, dann kann das dazu führen, dass durch den unvoreingenommenen Blick ein Konzept entsteht, das in der Bar-Welt noch nicht ganz so weit verbreitet ist. Im Peter’s ist das durchaus der Fall: Tagsüber Café mit einer Auswahl an guten Drinks, abends geht es in den Bar-Betrieb über. Dazu Billard, Snacks und Kunst, die mehr sind als bloße Kleinigkeiten und Cartoons, die über Beamer an die Wand projiziert werden.
Peter's als Kneipe 2.0
Inhaber und Namensgeber Peter Kirpitschnikow bezeichnet das Konzept der Bar selbst als „Kneipe 2.0“ und will dabei mit guten Drinks in lockerer Atmosphäre überzeugen. Aus der Gastronomie kommt er dabei selbst gar nicht, abgesehen von einigen kurzen Hospitanzen und befristeten Jobs, um Einblicke zu bekommen, wie die Gastronomie in der Praxis funktioniert. Doch viel herumgekommen in der Welt sei er. Vor allem in Großstädten, wie etwa Paris. „Ich habe überall dort, wo ich gelebt habe, versucht, etwas mitzunehmen. Die Idee mit dem Billardtisch etwa stammt aus Paris.“ Dort stand in seiner Stammkneipe ein Billardtisch im Raucherzimmer. Die Idee gefiel ihm, wurde notiert und umgesetzt. Ein Billardtisch als zentrales Element in einer Bar mit gehobenen Drinks. Ein Novum, selbst für eine Stadt mit hoher Bardichte wie Berlin.
Transformation von Tag zu Nacht
Aber der Reihe nach: Die Idee zu einer eigenen Bar bestand schon seit vielen Jahren. Ein Abschluss in BWL zum Thema „Authenticity in Bars“ könnte wohl kaum ein eindeutigeres Indiz dafür sein. Zunächst wurde aber eine Karriere im Corporate Bereich angestrebt. Im Sales, genauer gesagt. Geld verdienen. Alles mit dem Ziel, später mal die Bar zu eröffnen, wie man sich diese immer vorgestellt hat. Authentisch eben. Mit all den Ideen und Eindrücken, die man im Laufe der Jahre gesammelt hat. Ein familiärer Vibe soll außerdem herrschen. Das ist für Kirpitschnikow wichtig zu betonen. Man will eine lockere Atmosphäre schaffen, in der die Gäste mittags mit ihren Laptops in der Bar sitzen, Business-Meetings mit ihren Arbeitskollegen abhalten und idealerweise bis abends bleiben, wenn ab 17 Uhr der volle Barbetrieb startet. Als sich 2023 abzeichnete, dass sein damaliger Arbeitgeber den deutschen Markt verlässt, war das für ihn das Signal, seine lang gehegten Ideen in die Tat umzusetzen. Nach einiger Suche wurde er schließlich im Tacheles fündig. Trotz der bereits dort ansässigen Bars konnte er mit seinem Konzept der „Kneipe 2.0“ überzeugen und bekam den Zuschlag.


Glückliche Begegnung
Von der Einrichtung her entstand ein interessanter Mix: Waschbeton an Decken und Wänden, kombiniert mit zeitgenössischem, aber bequemem Mobiliar. Um der Geschichte des Tacheles als alternatives Kunst- und Kulturhaus Tribut zu zollen, werden Werke lokaler Künstler ausgestellt. In der Bar selbst wurde vieles in monatelanger Eigenregie gebaut. Tatkräftig mitgeholfen haben dabei Tarek Abdallah und Aaron Sayar, die auch für die Karte verantwortlich zeichnen. Keine unbekannten Namen in der Barszene. Zusammen waren sie zuvor in der Fabelei tätig. Sayars Spuren führen unter anderem in die Frankfurter Kinly Bar (mittlerweile geschlossen, Anm.d.Red.) zurück, wo er noch „die alte Kinly Schule beigebracht bekam“, ein Ansatz, bei dem viel experimentiert wurde und neue Drinks entwickelt wurden. Er agiert als Barchef, und die Begegnung zwischen ihm und Peter Kirpitschnikow kann man wohl als so etwas wie eine glückliche Fügung bezeichnen: Auf einer Party gemeinsamer Freunde lernten sie sich kennen und kamen ins Gespräch über Bars. Der eine suchte einen erfahrenen Bartender, der Lust hat, Konzept und Karte für eine neue Bar zu entwickeln, der andere hatte nach genau dieser Gelegenheit Ausschau gehalten.
Die Chemie stimmte und kurze Zeit später sollte die Arbeit auch schon losgehen. Die zum Start entwickelte Karte war von der Popkultur inspiriert: Jeder Drink trug einen Namen, der sich auf bekannte Filme oder Musiker bezieht und gleichzeitig seinen Geschmack widerspiegelt. Wie etwa der „Sinatrasan“, ein hauseigener Twist auf den Manhattan mit japanischem Shiitake und Soja. Einige (Neo-)Klassiker wie der Pornstar Martini oder der Negroni werden als „Peter’s Classics“ neu interpretiert und kommen beispielsweise mit Tonka oder Rhabarber daher.
Einfach Peters Bar
Bleibt noch die Frage: Ist Peter eitel oder wie kam es zur Namensgebung? Und auch hier sind wir wieder beim Thema Authentizität. Denn tatsächlich, so versichert Kirpitschnikow glaubhaft, musste er selbst erst überzeugt werden. Von der Branding-Agentur, mit der er zusammenarbeitet, von Freunden und Wegbegleitern. Sie alle hielten es für die Authentizität der Bar förderlich, den Namen so persönlich wie möglich zu wählen. Denn am Ende ist es einfach Peters Bar: Ein Ort der Begegnung, wo sich Nachbarn und Freunde bei guten Drinks und entspannter Atmosphäre zusammenfinden. In einem lockeren, freundlichen und keineswegs steifen Ambiente.