Luxardo Del Santo im Test

Luxardo Del Santo im Green Parrot Cocktail

Seit Jahren schon ist der grüne Kräuterlikör Chartreuse aus Frankreich ein internationaler „Bartender’s Handshake“ und hat auch mit der Zeit nicht an Beliebtheit eingebüßt.

Während ich diesen Artikel schreibe, läuft der Song „Mean, Green, Killing Machine“ von Overkill. Und selten passte es besser. Seit Jahren schon ist der grüne Kräuterlikör Chartreuse aus Frankreich ein internationaler „Bartender’s Handshake“ und hat auch mit der Zeit nicht an Beliebtheit eingebüßt. Einzig die Verfügbarkeit ist in der jüngsten Vergangenheit arg eingeschränkt, und die einzigen Nachrichten, die einen aus Grenoble erreichen, sind Preiserhöhungen – gern quittiert mit der Aussage: „Solange ich ihn nicht bestellen kann, ist auch der Preis egal …“

Und natürlich führt diese Verknappung dazu, dass man nach Alternativen schaut. Da gibt es einige, viele Bars haben ihren persönlichen Liebling gefunden und ihre Drinks entsprechend angepasst. Aus Italien kommt nun eine neue, vermeintliche Alternative aus dem Hause Luxardo. Im Internet bereits besprochen, ist das neue „grüne Gift“ nun auch in Deutschland erhältlich und möchte probiert werden. Del Santo heißt der Likör und glänzt giftgrün in der Flasche – so nah am Original, dass man wohl keinen eigenen Farbton nach ihm benennen wird. Irrelevant. Die 15 % weniger Alkohol könnten schon eher einen Unterschied ausmachen, und auch die ausgewiesenen Farbstoffe sollen nicht unerwähnt bleiben, die im Original angeblich nicht zu finden sind.

Die Nase ist kräutrig und entspricht dem, was man erwartet – wenn auch etwas verhaltener. Die Süße lässt sich erahnen, ist am Gaumen aber auch nicht präsenter als bei der Chartreuse. Durch den niedrigeren Alkoholgehalt sind die kräutrigen Aromen eher im Vordergrund und haben einen längeren Nachhall, was in der puren Verkostung durchaus Spaß macht.

In dem Moment ein kleiner Vorteil für den Neuling aus Italien – vielleicht aber auch der frühabendlichen Uhrzeit geschuldet. Zu späterer Stunde ist beim freundschaftlichen Shot vielleicht eher mehr Alkohol gefragt als mehr Kräuter. Eine Kollegin, die ehemals in Frankfurt arbeitete, deren Bar durchaus für ihren Chartreuse-Durchsatz bekannt war, fasst die Bedeutung des Originals so zusammen: „Für befreundete Bartender war es der Shot, um Zugehörigkeit und Liebe zu zeigen – für Banker gern das Mittel der Wahl, um ihnen den Weg nach Hause zu zeigen …“

Diese Wirkung stellt sich beim Del Santo nicht so schnell ein, aber in Zeiten von Mindful Drinking ist dies natürlich kein Bewertungskriterium. Was aber durchaus entscheidend ist, ist die Frage, wie sich der Likör in Drinks verhält, die einem mit der Zeit ans Herz gewachsen sind.

Einen Beuser & Angus Special wird man damit nicht mixen können, aber vielleicht funktioniert ein Last Word oder ein Del Santo Swizzle? Let’s try.

Letzterer funktioniert tatsächlich tadellos – vielleicht, weil durch den Falernum so viel Würze hinzukommt, dass der Alkoholgehalt nicht mehr so wichtig ist? Einerlei: Frucht, Del Santo und Falernum verstehen sich und führen gut in den Abend. Der Last Word verliert ein wenig von seinem teils furchteinflößendem Charakter. Geschmacklich durchaus stabil, aber am Ende ohne den Effekt des Rausschmeißers – eher gefällig und durchaus mit der Idee, noch einen zweiten zu bestellen.

Aber am Ende wollen wir an dieser Stelle eine Empfehlung aussprechen. Das soll eine Abwandlung des Yellow Parrot sein. Im originalen Rezept mit Chartreuse Jaune, nehmen wir das grüne Surrogat und bekommen einen dezent fruchtigen, maximal aromatischen Drink, der sich hervorragend als letzter Drink vor dem Heimweg eignet.

Ein schöner Abschluss für einen guten Abend. Kräuter im Vordergrund, eine leichte, fruchtige Note, und der Absinth bringt die nötige Power mit.

Der Del Santo ist sicher nicht die alleinige Lösung für die Mangelversorgung mit Chartreuse, funktioniert aber in vielen Drinks ganz hervorragend.


Fotocredit
Perola; Bearbeitung: Editenne

 


 

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Kommentare (1)

fabig
/
Uhr

Guten Tag,

 

schade das die Schriftgröße in den Artikeln seit einem Seiten Update sehr klein ist. Aber Kritik verhalt ha bekanntlich ungehört.