Im 47.Stockwerk des nhow-Hotel und fußläufig vom Frankfurter Bahnhof befindet sich der Alptraum eines jeden Höhenängstlers. Eine Bar mit 360 Grad-Rundblick und Außenbereich auf 185 Metern. Für alle anderen – und diejenigen Phobiker, die bereits einen Drink aus der Bar in die Hand bekommen haben – ist diese Aussicht das absolute Ausshängeschild des Hotels.
Der Drink in der Hand könnte etwa ein Golden Smoke Old Fashioned sein, derbrilliert durch seine Verfeinerung aus Safran und Blattgold. Und zwar im wahrsten Sinne, denn in den Goldpartikel spiegelt sich der rote Sonnenuntergang auf dem Dach über den 375 Zimmern besonders schön. Dazu bestenfalls eine Schinkenplatte.
Krypto und Kunst
Der Drink ist einer von zehn neuen Drinks der exklusiven NFT-Kollektion. NFT, kurz für Non Fungible Token, bezeichnet einen sogenannten Kryptowert, also ein nicht eintauschbarer und einmaliger Wert einer Entität. Am Beispiel der nhow-Skybar durchexerziert: Der Digital- und Experimentalkünstler David Zucker hat sich mit Barchef Abdullah Rashwani zusammengetan und die neue Barkarte durch digitale Bewegtbilder visualisiert. Das Ergebnis sind kleine Filmchen, die sich mithilfe von Codes abspielen lassen.
So wird das Menü zumindest teilweise zu einer Art Cocktail-trinkenden Kunstclub. der es den Gästen erlaubt, gegen einen Beitrag von 130 bis 200 Euro ein Jahr lang Mitglied zu sein. Diese Preisschwankung ergibt sich aus dem aktuellen Kurs der Währung POL (ex-Matic). Die Mitgliedschaft beinhaltet einen exklusiven Link zu einem der dreißig digitalen und nicht teilbaren oder anderswie zugänglichen Kunstwerke, einen Willkommens-Drink sowie den VIP-Eintritt in die normalerweise nicht reservierbare Bar. Der Gewinn der NFT-Erwerbe geht zu hundert Prozent an den Künstler.
Mit Cognac und Champagner
Die zehn neuen Drinks auf der Signature Karte selbst setzen auf etwas Blingbling und edle Zutaten. Unser persönlicher Favorit ist der Nebula Elixir aus Cognac, Yuzulikör, Brombeerpüree, Veilchenlikör, Champagner und Rosenwasser, eine gewiefte, aber dennoch florale und leicht säuerliche Mixtur. Trotz gewisser Extravanz ist der Drink nicht anstrengend und genau diese Handschrift zeichnet das neue NFT-Menü aus. Neben den NFTs, wohlgemerkt.
Für Bezahlmitglieder gibt es den Link zur Kunst, so dass die Clips während des Trinkens, quasi als sinnliche Ergänzung, kredenzt werden können. Wir sehen sie vor Ort auf einem vorbereiteten Bildschirm. Nun ist es nicht so, dass die Cocktails ohne die wild-bunte Bewegtillustration nicht geschmeckt hätten. Dennoch lässt sich nach zehn Drinks sagen – und hier spielt der Alkohol nur eine partielle Rolle – dass die NFTs ein aussagekräftiges Gefühl zu vermitteln vermögen, was im Glas erwartet werden darf. Dabei werden auf dem Menü lediglich zehn der dreißig Werke in einem Drink „performt“.
Die NFT-Skybar schaffe es jedenfalls auf eine originelle und ambitionierte Weise, an den Einklang verschiedener Eindrücke zu appellieren. Ähnlich einem Pairing, bloß eben für die Sinne. Bei den Gästen scheint es zu funktionien – und, ach ja, Küchenchef Fabian Bull tut sein übriges in klassischer, kulinarischer Kombinationskunst.
Da kann man die Höhenangst schon mal überwinden.